Nicht erst seit den Fridays for Future Demonstrationen ist den meisten klar, dass unser Lebensstil extrem schädlich für unser Klima ist. Fernreisen mit dem Flugzeug verursachen den meisten CO2 Ausstoß beim Reisen. Statt nach Mallorca zu fliegen könnte ich ein Jahr Autofahren – so hat es der WWF in einer Studie zum touristischen Klima-Fussabdruck erreichnet.
Wieviele Emissionen eine Fernreise auf einen anderen Kontinent verursacht ist noch schockierender. Ein Hin- und Rückflug nach Kolumbien belastet unser Klima beispielsweise mit ca. 5100 kg CO2 – das entspricht zwei Jahren Autofahren! Das klimaverträgliche Jahresbudget eines Menschen beträgt aber nur 2300 kg CO2. Allein mit dem Flug überschreite ich dieses jährliche Kontingent schon um mehr als das Doppelte!
Es kommt bei Reisen natürlich auch darauf an, ob man einen Direktflug wählt oder umsteigen muss. Bei Atmosfair könnt ihr ausrechnen, wieviel CO2 euer Flug erzeugt und direkt einen Ausgleich bezahlen. Für das Beispiel Kolumbien wären das 118 Euro. Fernreisen sind also in Sachen Klimabuße richtig teuer. Das sollte uns eigentlich schon deutlich zeigen, dass es nicht in Ordnung sein kann, für eine Woche in die Karibik zu jetten.
Was bedeutet das für meine Reisepläne?
Auch mich macht das immer nachdenklicher. Ich habe zwar immer schon darauf geachtet, wenig Fernreisen zu machen und lange vor Ort zu bleiben, damit sich der Flug in jeder Hinsicht lohnt. Dennoch überlege ich, auch meine seltenen Flugreisen noch mehr zu reduzieren. Dieses Jahr bin ich bereits nach La Gomera geflogen und habe einen weiteren Flug nach Rumänien im August geplant. Zusammen sind das 1693 kg CO2 – obwohl ich extra Direktflüge ohne Umsteigen gewählt habe. Selbst wenn ich meine vegetarische Ernährung, nachhaltige Unterkünfte und Aktivitäten im Urlaub, einen geringen Konsum von Kleidung und Kosmetik, meinen Ansatz zur Plastik- und Müllvermeidung, den Ökostrom für unsere kleine Wohnung etc. miteinrechne, werde ich mein Klimakonto dieses Jahr überziehen!
Wenn ich sehe, wie viele Menschen allein in meinem Umfeld ständig beruflich oder privat ganz selbstverständlich das Flugzeug nutzen, wird schnell klar, dass wir so nicht weitermachen können. Die Erderwärmung und der Klimawandel sind Realität und wir tragen mit unserer Lebensweise einen großen Teil dazu bei. Als Reisebloggerin nehme ich mich da nicht aus – auch wenn ich versuche, so nachhaltig wie möglich zu reisen.
Was trage ich als Reisebloggerin zum nachhaltigen Reisen bei?
Ich versuche, länger an einem Ort zu bleiben und das auch euch, meinen Leser*innen, zu empfehlen. Man hat einfach mehr davon, drei oder vier Wochen durch Thailand zu reisen statt nur zehn Tage zu bleiben. Man kann sich Zeit lassen und vor Ort öffentliche Verkehrsmittel nutzen statt einen privaten Transfer oder Inlandsflüge. Auch die Bevölkerung vor Ort profitiert, wenn ich länger bleibe. Auf La Gomera bin ich ebenfalls zwei Wochen geblieben und mir wurde auf der kleinen Insel nicht langweilig. Als berufstätige Person kann ich deshalb natürlich nicht so häufig verreisen. Statt alle zwei Wochen einen Beitrag über ein neues Reiseziel hier zu veröffentlichen, schreibe ich verschiedene Beiträge zu einer Reise. Im Fall von La Gomera sind das zum Beispiel ein Veggie Guide, verschiedene Wanderrouten und eine Zusammenfassung von diversen lost places.
Ich möchte weiterhin versuchen, euch hier immer wieder spannende Reiseinspirationen zu bieten und Ideen für nachhaltiges Reisen zu zeigen. Dazu gehören für mich auch microadventures in meiner näheren Umgebung. Euch ist sicherlich aufgefallen, dass ihr auf Transglobal Pan Party nicht unbedingt viele Fernreiseberichte findet sondern häufig Tages- und Wanderausflüge. Zum Beispiel zu den schönen Seen in meiner Heimat Bayern oder Wanderrouten im nahegelegenen Österreich. Diese microadventures, also kleine Reiseabenteuer in der direkten Umgebung, können genauso schön und erholsam sein. Ich mag es sehr, meine Heimat zu erkunden. Hier gibt es so viele schöne Orte und Aktivitäten, die ich noch nichtgesehen und ausprobiert habe. Dafür muss ich nicht um die halbe Welt fliegen.
Natürlich interessieren mich auch ferne Länder. Von meinen Fernreisen habe ich wahnsinnig viel gelernt. Sie haben meinen Horizont in jeder Hinsicht erweitert und als Anthropologin ist es für mich wichtig, andere Kulturen kennenzulernen. Ich schätze auch heute noch meine gelegentlichen Fernreisen. Aber ich zehre davon lange Zeit. Ich muss nicht jeden Monat wo anders sein, um tollen Input zu bekommen. Meine Fernreisen werden also weiterhin so selten wie möglich stattfinden! Die Regel, nur alle zwei Jahre auf einen anderen Kontinent zu fliegen, habe ich erst einmal gebrochen. 2017 bin ich nach Sri Lanka und Südafrika geflogen. Das hatte teilweise berufliche Gründe, lag aber auch an einer einmaligen Chance. Ich bereue es nicht, versuche aber zukünftig wieder, das nicht unbedingt zu wiederholen.
Außerdem versuche ich schon seit vielen Jahren, euch nachhaltige Unterkünfte vorzustellen. Ob das schöne Wellness-Hotels in Deutschland und Österreich sind oder kleine familiengeführte Unterkünfte in Thailand – es gibt so viele verschiedene Optionen in jeder Preisklasse. Ich finde diese Unterkünfte über nachhaltige Reiseanbieter, durch Online-Recherchen und persönliche Erfahrungen von Freund*innen. Außerdem habe ich seit kurzem das Buch Bon Voyage – Die schönsten Boutique-Hotels für bewusstes Reisen. Darin werden viele schöne nachhaltige Hotels auf der ganzen Welt vorgestellt.
Lustigerweise war ich sogar schon im Hotel, das darin für Deutschland empfohlen wird: das Hofgut Hafnerleiten in Niederbayern! Ich finde es toll, dass hier der Ausdruck “bewusstes Reisen” gewählt wird. Denn wir sollten uns zu jedem Zeitpunkt darüber bewusst sein, was unsere Reisen für einen Effekt haben. Auf die Menschen vor Ort, unser Klima und auf uns selbst.
Nachhaltige Unterkünfte finde ich also auf verschiedensten Wegen. Ich bin begeistert, wenn mir Hotelbesitzer*innen stolz davon erzählen, dass man bei ihnen CO2-neutral übernachten kann. Oder wenn mir eine Frau in Sri Lanka berichtet, dass sie schon seit Jahren Gäste in ihrem Homestay aufnehmen und ihr großes Haus so besser nutzen können.
Fazit: nachhaltig reisen oder gar nicht reisen?
Für mich ist klar: ich werde weiterhin verreisen und dazu gehören auch gelegentlich Fernreisen. Es wird jedoch für uns alle immer wichtiger, diese Reisen so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Ich werde weiterhin wenig fliegen und einen CO2-Ausgleich machen. Vor allem Fernreisen sollen etwas Besonderes bleiben. Dafür möchte ich dann länger vor Ort sein und kann Slow Travel praktizieren. Bei Unterkünften ist mir der Faktor Nachhaltigkeit sehr wichtig. Ich stelle euch deshalb weiterhin nachhaltige Hotels und Unterkünfte vor und hoffe, diese Tipps für besondere Unterkünfte gefallen euch genauso gut wie mir. Aber auch Microadventures in meinem näheren Umkreis finde ich spannend. Diesen Sommer möchte ich das noch viel öfter machen und Tagesausflüge in Bayern und nach Österreich unternehmen.
Was ist eure Ansicht zu diesem Thema? Lieber nachhaltig reisen oder zuhause bleiben?
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