Allgemeine Reisebeiträge/ Nachdenken/ Reisen

HOCHSENSIBEL AUF REISEN

Das ist einer der wenigen sehr persönlichen Beiträge auf meinem Blog, bei dem ich wochenlang überlegt habe, ob ich ihn überhaupt veröffentlichen soll. Aber dann dachte ich mir, in den letzten Jahren habe ich so viel gelernt – wieso nicht diese Erfahrungen mit euch teilen? In der Hoffnung, dass es vielleicht anderen Menschen hilft, sei es nun beim Erkennen und Akzeptieren der eigenen Bedürfnisse oder um einfach mal zu lachen und zu denken „so ging es mir auch schon!“.

Ich weiss seit einigen Jahren, dass ich hochsensibel bin und diese Erkenntnis war für mich eine der wichtigsten in meinem Leben, denn sie war ein großer Schritt zur Selbstakzeptanz aber auch zur Selbstreflexion. Nur wenn man merkt, dass man bestimmte Dinge anders wahrnimmt, kann man sich darauf einstellen und anderen erklären, wie man tickt. Ich bin in meinem Leben schon so oft überrascht gewesen, wie anders meine Familie oder Freund*Innen die Welt wahrnehmen. So auch beim Thema Reisen, das ja hier auf dem Blog eine wichtige Rolle spielt. Heute dreht sich deshalb alles um das Thema Hochsensibilität und Reisen!

Hochsensibel auf Reisen - allein am Strand
Hochsensibel auf Reisen heißt auch: Ruhe genießen, allein sein.

Was ist Hochsensibilität?

Ich kann an dieser Stelle nicht erklären, was Hochsensibilität ist. Das würde zu einem eigenen Beitrag führen – es gibt sehr unterschiedliche Ausprägungen, jede HSP (Highly Sensitive Person) hat so ihre Eigenarten. Grundsätzlich kann man sagen, dass Hochsensible stärker auf ihre Umwelt reagieren als andere Menschen, unsere Warhnehmung ist intensiver und auch die Auseinandersetzung mit dem, was auf uns einwirkt (ein Blick auf Wikipedia hilft, um eine Vorstellung davon zu bekommen).Allerdings reagieren manche Hochsensible besonders stark auf andere Menschen, andere auf Lärm oder Licht, da gibt es große Unterschiede. Wer sich für das Thema interessiert, findet auf Zartbesaitet ausführliche Infos und einen Online-Test der eine erste Einschätzung gibt, ob man selbst eventuell auch hochsensibel sein könnte. Wer sich tiefer mit Hochsensibilität auseinander setzen will: es gibt zahlreiche Bücher, Blogs, Selbsthilfegruppen und Facebook-Gruppen. Zum Thema Hochsensibilität und Reisen empfehle ich euch außerdem die Beiträge von Sinne & Reisen sowie Feinfühlen.

Warum ist reisen stressig für HSP?

Als hochsensible Person nimmt man wie gesagt mehr Details wahr als andere Menschen und erlebt diese oft auch intensiver. Das kann Lärm sein oder Emotionen von Mitreisenden, visuelle Eindrücke oder der Stress auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein (die für HSPs viel zu unberechenbar sind, denn viele von uns planen gern ihre Reisen von vorn bis hinten durch). All diese Details sind anstrengend, wenn sie in hohem Ausmaß in einer ungewohnten Umgebung auf eine hochsensible Person einwirken. Um euch mal einige Beispiele von meinen Reisen zu nennen…

Bahnhof in Kandy, Sri Lanka

Eine Zugfahrt innerhalb Deutschlands mit Hund und Gepäck für zehn Tage steht bevor. Schon drei Tage vorher kann ich nachts kaum mehr einschlafen weil ich überlege, was ich noch alles erledigen muss. Ich hoffe, dass die Bahn es diesmal gnädig mit mir meint und ich keinen Zugausfall, Klimaanlage auf Vollgas bei 12 Grad Außentemperatur oder würstchenfutternde Mitreisende ertragen muss. Hier spielt für mich als HSP intensive Wärme/Kälte eine Rolle und der Geruch – als Vegetarierin sowieso schon ziemlich übel, wenn direkt neben mir jemand eine Salamipizza oder Würstchen isst, als HSP nochmals schlimmer weil mir der Geruch so intensiv auffällt. Ich checke am Tag der Abfahrt mindestens 29 Mal die Website der Bahn, lerne auswendig auf welchem Gleis ich abfahre/ankomme und wie viel Zeit ich zum Umsteigen habe und überprüfe immer wieder mein Gepäck (Stichwort Kontrollfreak).

Im Zug  machen mich Reisegruppen, Junggesell*Innenabschiede und Dauer-Handytelefonierer*Innen fertig, denn als HSP kann ich mich nicht auf mein Buch konzentrieren wenn jemand neben mir ständig redet. “Abschalten” oder lange Zeit auf eine bestimmte Sache konzentrieren obwohl um einen herum Trubel ist, ist für viele HSP nicht so einfach. Musik hören über Stunden hinweg ist für mich persönlich auch keine Option, weil mich das emotional sehr anstrengt.

Wenn ich endlich am Ziel ankomme liegen meine Nerven blank, doch statt in einen erholsamen Schlaf zu fallen rotieren in meinem Kopf die Gedanken – ich gehe schwierige Situationen im Kopf nochmal durch. Ist mir der Frankfurter Banker beleidigt, weil ich ihn gebeten habe, seine Stinkesocken nicht über den Sitz direkt vor mein Gesicht zu hängen? Hätte ich die Würstchenfrau fragen sollen, ob sie eventuell nicht direkt neben meinem Hund essen kann?  Mein Kopf gibt keine Ruhe und so bedeutet für mich manchmal eine einfache Bahnreise tagelange Unruhe im Vorfeld, Stress während der Fahrt und ewiges Gegrübel wenn ich schon angekommen bin.

Kathmandu, Nepal
Kathmandu, Nepal

Kathmandu. Nach einem Tag Anreise mit allen erdenklichen stressigen Verkehrsmitteln bin ich endlich in Nepals Hauptstadt angelangt. Die Taxifahrt ins Zentrum habe ich komatös ertragen, zu diesem Zeitpunkt bin ich nur noch erschöpft wegen der vielen Eindrücke. Ich staune über den chaotischen Verkehr und den lebensmüden Fahrer. Doch leider kann er mich nicht am Hostel absetzen, in die engen Gassen des Tempelbezirks dürfen keine Autos. Also steige ich an der Hauptstraße aus, laut Karte trennen mich maximal 500 Meter von meiner Unterkunft. Doch dazwischen liegt eine mehrspurige Straße, ohne Ampeln, Gehweg oder Zebrastreifen, deren Überquerung mir absolut unmöglich erscheint. Lautes Geschrei, Hupen von allen Seiten, kreuz und quer rasen Autos, Motorräder, Rikschas und Menschen über die Straße.

Ich kann sie nicht überqueren, der Lärm und die Hektik um mich herum lähmen und überfordern mich. Ich hebe einen Fuß nach vorn und werde angehupt, ich ziehe mich zurück und bin kurz vor der totalen Erschöpfung. Schließlich hefte ich mich zitternd an eine alte Frau, die seelenruhig die Straße überquert. Geschafft! Endlich im Hotel angekommen, verlasse ich meine Straße die nächsten zwei Tage nicht mehr, bis ich eine junge Frau in meinem Alter kennenlerne, der ich mich anschließe und mit der ich gemeinsam die Stadt erkunde. Alleine hätte ich wohl die nächsten drei Wochen in der Freak Street verbracht um Lärm und Hektik zu meiden. Letztendlich bin ich aus Kathmandu in ruhigere Gegenden Nepals gereist, was eine gute Entscheidung war!

Plaza de Espana, Sevilla
Plaza de Espana, Sevilla

Sevilla, Plaza de Espana. Ich bin allein in der Stadt und schaue mir die verschiedenen Sehenswürdigkeiten an, die mich allesamt in eine taumelige Hochstimmung versetzen. Die Stadt ist einfach wunderbar, das Essen grandios und meine Unterkunft ein Traum – ruhig und voller besonderer Details. Doch der Platz, der nun vor mir liegt, verschlägt mir den Atem. Riesengroß, voller bunter Kacheln, kleiner Kanäle, Brücken und Türmchen, dahinter ein halbmondförmiges Gebäude. Ich bin fassungslos über dieses Wunderwerk, das mein Herz aufgehen lässt und mir die Tränen in die Augen treibt. Jede einzelne bemalte Fliese, jedes Wappen und jede Säule nehme ich intensiv war im strahlenden Sonnenschein.

Doch es ist niemand da, mit dem ich diese Gefühle teilen könnte. Ich bin eine soziale und kommunikative Person, so sehr mich andere Menschen auch manchmal ärgern – es gibt doch einige Leute, an denen mir viel liegt und mit so jemand würde ich Augenblicke wie diesen unglaublich gern teilen. In solchen Momenten hilft mir eine andere Person, die mich erdet und auffängt. Starke Emotionen können eine HSP – auch wenn sie positiv sind – sehr überfordern und kräftezehrend sein.

Meine Bedürfnisse als HSP auf Reisen

Nach vielen verschiedenen Reisen, vom Tagesausflug in die Berge zum Wandern oder einem Citytrip nach Amsterdam mit der Bahn, der Fernreise nach Thailand bis zum Roadtrip durch Südfrankreich habe ich schon viele Arten zu Reisen ausprobiert – und mich dabei sehr gut kennen gelernt. Deshalb weiss ich inzwischen, was mir auf Reisen gut tut und was mich innerhalb von kürzester Zeit in einen abartigen Stresszustand versetzt und mir schlechte Laune beschert.

Seiser Alm, Südtirol
Seiser Alm, Südtirol: Vor den Touristenmassen geflüchtet auf den ruhigen Wanderweg

 

  • Lärm und Hektik meiden! Am Beispiel Kathmandu bedeutet das für mich, dass ich heute nicht mehr direkt im hektischen Stadtzentrum übernachte sondern in einem ruhigeren Viertel oder sogar außerhalb von Städten (wie zum Beispiel in einem Vorort von Kandy in Sri Lanka). Wenn ich Natur und Tiere um mich habe oder zumindest weniger Menschen, dann geht es mir besser. Außerdem versuche ich, allzu straffe Zeitpläne zu vermeiden oder genug Puffer einzubauen, damit ich keine Angst haben muss, Anschlüsse zu verpassen oder den Zeitplan nicht einhalten zu können.
  • Gruppenzwang umgehen! Beispielsweise wandere ich nicht so gern in größeren Gruppen. Das Tempo ist anders, manche interessieren sich nicht für Tiere und die Aussicht, die minuten lang meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Wenn ich in Gruppen reise, ist mir nach einem langen Tag voller Eindrücke eher nach Ruhe auf dem Zimmer als nach gemeinsam Trinken bis spät in die Nacht. Mein Bedürfnis nach Rückzug und Ruhe unterscheidet sich oft stark von dem meiner Mitmenschen. Deshalb meide ich manchmal Reisen in großen Gruppen oder ziehe mich regelmäßig zum Ausruhen zurück.
  • Menschenmassen meiden! Das funktioniert nicht immer, zum Beispiel im Wartebereich am Flughafen-Gate. Dort sind die Emotionen fast greifbar, manche Menschen sind traurig über ihre Abreise, andere aufgeregt wann es endlich losgeht, ein paar Leute stehen schon 50 Minuten vor Boarding ungeduldig in der Schlange. Es ist ein Whirlpool von Emotionen, die da auf mich einströmen. Ich versuche in solchen Momenten bewusst abzuschalten und mich zu distanzieren. Es bedeutet auch, dass ich Festivals, Konzerte, Paraden, Demonstrationen und dergleichen häufig lieber meide, obwohl ich lange versucht habe, mich darauf einzustellen und an die Situation anzupassen. Ich schaffe es nicht. Es grenzt für mich teilweise an Folter, eng gedrängt zwischen verschwitzten Menschen zu stehen oder in einer Gruppe von Leuten, die wegen einem Thema, das ihnen am Herzen liegt, sehr aufgewühlt sind. Die Emotionen sind in solchen Situationen stark und für mich sehr anstrengend, da ich sie alle intensiv wahrnehme. Dem möchte ich mich nicht oder nur wohldosiert aussetzen – z.B. stehe ich bei Konzerten, die ich unbedingt besuchen will, ganz hinten.Auf Reisen besuche ich berühmte Sehenswürdigkeiten mit Menschenmassen nur kurz und meide Museen (letztere sind für mich schwierig, da die grelle Ausleuchtung und die starken visuellen Eindrücke mich schnell total erschöpfen). Stattdessen plane ich mittlerweile meine Reisen mit Programm, das mir persönlich wirklich gut tut! Zum Beispiel Tiere beobachten oder in der Natur wandern gehen, leckeres Essen genießen und eine Stadt nach meinem eigenen Tempo erkunden.
Calanques, Marseille
Calanques, Marseille – zu diesem Aussichtspunkt hätte ich es allein niemals geschafft!

 

  • Ein menschlicher „Anker“: obwohl es vermutlich seltsam klingt – ich bin nicht gern allein. Daheim in meiner Safe Zone ist es okay, aber in einer fremden Umgebung unter ständigem Stress und mit viel Input bin ich froh, einen Menschen bei mir zu haben, der ein Ruhepol ist. Ein Anker. Jemand der mich versteht und mir beisteht. Der, wenn ich mich in etwas hinein steigere und glaube, dass ich meine Grenzen erreicht habe, ruhig bleibt und mir eine gewisse Sicherheit gibt oder mich motiviert. Das kann bei einer Wanderung sein aber auch bei einer stressigen Situation mitten in einer Stadt, wenn mir alles zu viel wird. Ich verreise deshalb nicht so gern allein, auch wenn ich es immer noch gelegentlich mache bzw. machen muss.
  • Meinem Planungs- und Kontrollzwang nachgeben: HSP wollen gern alles bis ins letzte Detail durchplanen. Bestes Beispiel: drei Monate vor meiner Südafrika-Reise hatte ich alle Unterkünfte gebucht, den Mietwagen organisiert, die Flugtickets für Auslands- und Inlandsflüge und fast alle Aktivitäten vor Ort organisiert. Innerhalb von knapp einer Woche, wohlgemerkt. Ich bin gut darin, etwas zu planen und zu organisieren, aber es ist auch ein Zwang. Es gibt mir Sicherheit und das Gefühl, dass es gut laufen wird. Ich bin nicht spontan (was ich oft bedaure), aber seit ich mich mit meiner Hochsensibilität auseinandersetze und die Gründe für meine Planungswut erkannt habe, schaffe ich es zumindest besser, ab und zu mal „loszulassen“.
    Manche Dinge muss ich aus anderen Gründen vorplanen – als Allergikerin und Vegetarierin ist das teilweise notwendig. Diese Tatsache akzeptiere ich und überlege mir: Ist es in einer bestimmten Situation gut oder unnötig, dass ich etwas vorausplane? Sollte ich versuchen, hier mehr dem Zufall und meiner Intuition zu überlassen? Auf Reisen bedeutet das für mich inzwischen, dass ich besonders wichtige Dinge wie Unterkunft für den Ankunftstag vorab buche, aber bei Langzeitreisen auch gern mal Dinge auf mich zukommen lasse und spontan entscheide. Wenn ich mich akklimatisiert habe und kein Zeitdruck besteht, funktioniert das ganz gut.
  • Zeit zum Verarbeiten von Eindrücken nehmen: mich beschäftigen manche Gespräche, Eindrücke oder Beobachtungen sehr lang und intensiv. Ich versuche deshalb, mir bewusst Zeit zum Reflektieren zu nehmen – zum Beispiel mit einem Reisetagebuch oder indem ich abends die Fotos des Tages nochmal durchschaue und nachdenke. Wenn ich einen straffen Zeitplan habe versuche ich mir trotzdem zwischendurch etwas Zeit zu gönnen. Beim Frankreich-Roadtrip konnte ich es zum Beispiel so lösen, dass der Beste Auto gefahren ist und ich mir während den Fahrten zwischen den einzelnen Stationen Notizen gemacht und nachgedacht habe.

 

Hund in Brantes, Südfrankreich
Wegen diesem Hund in Brantes, Südfrankreich, war ich zehn Minuten lang total entzückt!

 

  • Selbstakzeptanz: Manchmal muss man sich selbst daran erinnern, dass man auch als ehrgeizige*r Perfektionist*In Fehler macht. Die Enttäuschung, wenn das ausgewählte Restaurant oder Hotel trotz stundenlangem Recherchieren und Rezensionen lesen nicht gut ist, nagt an einer HSP. Ich mache ich mir dann Vorwürfe und ärgere mich über die verschwendeten Ressourcen (Zeit, Geld etc.). Das wirkt sich auf meine Laune und auf mein Selbstbild aus. Ich versuche deshalb, mir vor Augen zu führen, dass Probleme, Fehlentscheidungen und Pech zu einer Reise dazugehören und auch wichtige Erfahrungen sind, aus denen ich lerne. Das klingt total logisch, war für mich aber ein großer Schritt zu mehr Gelassenheit auf Reisen.
  • Wut und Trauer zulassen und nutzen: Emotionen sind für Hochsensible ein wichtiges Thema, denn wir sind sehr empathiefähig. Das heißt, wir versetzen uns gut in die Lage anderer und können ihre Gefühle und Bedürfnisse schnell erkennen und gut nachvollziehen. Ein Beispiel: Rio de Janeiro, 2007. Ein Straßenkind sitzt auf einer Treppe und wird von den Passanten ignoriert und dann sogar von jemand getreten, weil das Kleinkind „im Weg“ war. Diese Situation führte bei mir zu tiefer, verstörender Trauer und tagelangem Grübeln. Fünf Jahre später schrieb ich eine wissenschaftliche Publikation über Straßenkinder in Brasilien – einmal eingefühlt vergesse ich solche Situationen nie wieder! Und vielleicht ist das gut so, denn sie prägen mich als Mensch und wirken auf mein Handeln ein.
Little Adam's Peak
Ruhepause auf dem Little Adam’s Peak, Sri Lanka

 

Das sind einige Punkte, die mich auf Reisen (aber auch im alltäglichen Leben) stark beschäftigen. Was ich noch lernen muss: meine Bedürfnisse besser erkennen, reflektieren und meinen Mitmenschen mitteilen. Das Zusammenleben, gemeinsame Arbeiten oder Reisen mit Hochsensiblen ist nicht immer ganz einfach – für uns ist es das umgekehrt aber auch nicht 😉 Da hilft nur Kommunikation und Rücksichtnahme auf beiden Seiten. Und in diesem Sinne möchte ich auch meine Erfahrungen auf dem Blog mit euch teilen – wenn ihr jemand kennt, der hochsensibel ist oder es vielleicht selbst seid, kann der Erfahrungsaustausch nur helfen!

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18 Kommentare

  • Antworten
    Miuh
    19. September 2017 um 9:32

    Liebe Ela, das ist sehr interessant, denn unter Hochsensibilität konnte ich mir bisher nichts anderes vorstellen, als die Hochsensibilität auf Düfte, Chemikalien, etc. (was aber möglicherweise ganz etwas anderes ist?)
    Mich würde wunder nehmen, ob man Dir in den jeweiligen, schwierigen Situationen etwas anmerkt, oder ob Du das alles mit Dir alleine ausmachst?
    Und sagst Du (möglicherweise unbekannten) Ankerpersonen, wie zum Beispiel der jungen Frau in Nepal, wie die Situation ist, oder ergibt sich das ganz natürlich, wie bei anderen Reisenden auch, die sich manchmal zusammentun?
    Ich finde Deine Offenheit auf jeden Fall gut – Du klärst auf und das gibt Verständnis… Ich werde mich nun noch weiter informieren und mir Gedanken machen. Liebe Grüsse, Miuh

    • Antworten
      Miuh
      19. September 2017 um 10:01

      Hm… nun habe ich den Test gemacht, welcher besagt, dass ich mit ziemlicher Sicherheit auch Hochsensibel bin? Das gibt mir jetzt etwas zu denken… Bestimmt gibt es da kein schwarz oder weiss. Ja, ich bin sehr empathisch, kenne "Weltschmerz" gut, brauche Rückzugszeit ("meine Ruhe und meine Katze"), bin etwas ein Kontrollfreak und extrem schreckhaft. Sind nicht fast alle Menschen so? Andererseits mag ich auch Trubel, laufe manchmal gerade in Stress-Situationen zur Hochform auf, setze mich oft auch durch, kann entspannt sein und mich treiben lassen. Als Hochsensibel würde ich mich jetzt nicht sehen – auch wenn ich finde, dass etwas mehr Sensibilität oder Sensibilität zeigen den meisten Menschen gut tun würde.

    • Antworten
      Ela
      19. September 2017 um 11:40

      Liebe Miuh, danke für deinen Kommentar. Der Begriff Hochsensibilität ist nicht selbsterklärend, deswegen auch die weiterführenden Links 🙂 Schön, dass du dich gleich informiert hast! Übrigens sind schätzungsweise bis zu 20% der Bevölkerung hochsensibel. Dementsprechend wäre es nicht verwunderlich, wenn du es auch wärst. Aber wie gesagt: jede*r ist anders, manche reagieren auf Licht oder Lärm, andere eher auf Menschen oder Gerüche, es gibt viele Unterschiede / Kombinationen. Dass dir Trubel oder Menschenmassen nichts ausmachen ist kein KO Kriterium für HSP – vielleicht ist es bei dir dann eher Geruch, grelles Licht oder etwas ganz anderes.

      Stress im eigentlichen Sinne ist übrigens nicht unbedingt ein Problem für HSP, es kommt darauf an in welchem Kontext. Ich arbeite zum Beispiel auch sehr gut unter Druck mit engen Fristen, ich bin effizient und kann mir meist meine Arbeit gut einteilen. Negativer Stress entsteht eher, wenn ich arbeiten muss und um mich herum alle quatschen, Baulärm ist etc.. 😉 Es sind eben die Nuancen, die es dann ausmachen.
      Dass ich HSP bin weiss ich noch nicht so lang, aber seither erzähle ich Familie und Freunden immer mal wieder davon. Ich erwarte nicht, dass mich jetzt jeder mit Samthandschuhen anfasst, aber wenn ich zum 50. Mal eine Einladung auf eine Party oder Demo absage kann ich es zumindest gut begründen 😉 Meine Ankerpersonen wissen es teils teils, wie wichtig sie für mich sind – oft sind es natürlich mein Freund oder enge Freund*Innen. Ich weiss nicht, ob man mir anmerkt, dass ich an meiner Belastungsgrenze angekommen bin – wahrscheinlich kommt das auch darauf an, wie gut man mich kennt, wie einfühlsam die andere Person ist, bei wenigen Menschen fällt es in der Regel eher auf als in Gruppen.
      Ich wünsch dir viel Spaß beim Einlesen in dieses spannende Thema! Selbst wenn es dich nicht betreffen sollte – bis zu 20% deiner Umwelt sind es, und da kann es nur helfen, wenn man mit dem Konzept vertraut ist 🙂
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Anonym
    20. September 2017 um 18:29

    Liebe Ela, ich danke Dir sehr für Deinen tollen Artikel, und ich kann Deine Sorge, dass es vielleicht "zu persönlich" ist gut nachvollziehen. Umso toller finde ich es, dass du dich dafür entschieden hast! Ich selbst würde mich auch als hochsensibel bezeichnen – auch ich bin vor etwa drei Jahren darauf aufmerksam geworden und habe seitdem viel dazu gelesen. Es hat mir vor allem geholfen mich selbst besser (kennen zu lernen und) zu verstehen und auch nachsichtiger mit mir zu sein, wenn ich mal wieder überfordert bin von Situationen oder mir Menschenansammlungen oder Termine "zu viel" sind. Mittlerweile weiß ich dadurch auch viel besser, was mir gut tut und was nicht. Und gerade auf Reisen, wo so viel Neues und Unbekanntes auf einen "einströmt", ist es gut zu wissen, was einem dann hilft. Schön finde ich auch, dass du geschrieben hast, sich manchmal auch einfach auf sich selbst zu verlassen, schließlich hat man schon so vieles gemeistert, und nicht ob der neuen, unbekannten Situationen auf Reisen Ängsten Raum zu geben.

    An dieser Stelle auch Danke für deinen tollen Blog, liebe Grüße von Kristina (einer sonst stillen Mitleserin)

    • Antworten
      Ela
      21. September 2017 um 7:18

      Liebe Kristina, vielen Dank für deinen Kommentar und dass du dich hier öffentlich zu Wort meldest 🙂 Da sagst du was, nachsichtiger mit sich selbst sein ist echt wichtig. Und das fällt mir immer noch schwer.. Aber man lernt sich immer besser kennen und weiss, wo die eigenen Grenzen liegen. Wann es sich lohnt, sie zu überschreiten oder herauszufordern und wann man es besser einfach sein lässt.
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Sabrina
    21. September 2017 um 12:12

    Oha, da finde ich mich tatsächlich in vielen Punkten wieder (und auch das Testergebnis ist recht eindeutig). Oft werden meine "Macken" von anderen nur müde belächelt, daher tut es ganz gut zu wissen, dass es auch anderen so geht. Ein spannender Post, liebe Ela!
    Liebe Grüße
    Sabrina

    • Antworten
      Ela
      21. September 2017 um 12:28

      Liebe Sabrina, vielen Dank für deinen lieben Kommentar! Dass man oft "belächelt" wird weil man irgendwie anders ticket, finde ich auch ärgerlich. Mir hat die Erkenntnis sehr geholfen und ich hoffe, dir wird es vielleicht auch das Leben etwas leichter machen! 🙂
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Karsten Wachtmann
    27. September 2017 um 7:54

    Hallo Ela, ein wirklich interessanter Bericht. Ich habe ihn bereits mehrfach gelesen und es beschäftigt mich sehr. In vielen Punkten kann ich mich einfach wiederfinden. Den Test habe ich auch gemacht und das Ergebnis bestätigt meine Vermutung. Ein wirklich spannendes Thema.
    Grüße Karsten

    • Antworten
      Ela
      27. September 2017 um 9:07

      Lieber Karsten, danke für dein positives Feedback. Spannend, dass du dich da wiedererkennen konntest und den Test gemacht hast! Es freut mich sehr, wenn meine Erfahrungen anderen weiterhelfen. Ich bin ja selbst auch online über Hochsensibilität gestolpert und hab dann angefangen, mich zu informieren, nachdem ich vieles wiedererkannt habe. Seither kann ich meine Eigenheiten besser verstehen und akzeptieren – das wünsche ich dir auch!
      Liebe Grüße und alles Gute,
      Ela

  • Antworten
    Elisabeth
    3. Oktober 2017 um 19:10

    Liebe Ela,
    gerade gelesen, sehr spannend, mit dem Thema habe ich mich noch gar nicht beschäftigt. Ich kann gut verstehen, dass das ein sehr persönlicher Artikel für dich ist! Ich konnte mich direkt in ganz vielen deiner Beschreibungen wiederfinden und mein Testergebnis sagt auch sehr eindeutig HSP… hmm! Meine Empfindungen habe ich bisher nicht damit in Verbindung gebracht. Es geht mir aber auch so, dass ich das Gefühl habe, dass ich Orte, Menschen, Emotionen viel intensiver wahrnehme als viele andere, mich Vorfälle (positiv wie negativ) tief berühren und lange beschäftigen, ich total ergriffen bin von Naturschönheit, zu Tränen gerührt von Musik, gefesselt von Tieren…
    Ich bin gerade in Städten schnell überfordert, wenn es hektisch und laut zugeht. In Menschenmassen stehen ist für mich tatsächlich eine Qual, deshalb gehe ich auch nicht so gerne auf Konzerte und Festivals, bzw. nur auf solche, die eher klein sind, wo ich mich nicht so überrannt fühle. Auch bei Filmen und Büchern habe ich das Gefühl, dass sie mich weit mehr mitreißen und beeinflussen als andere Menschen, und deshalb bin ich vorsichtig, was ich mir ansehe und habe mich dabei immer irgendwie naiv gefühlt.
    Ich fand deinen Beitrag für mich persönlich total spannend, weil ich bisher immer der Meinung war, dass ich mich da anpassen muss, einfach entspannter sein muss, mir eine dickere Haut zulegen sollte, meine Gefühle übertauchen muss, etc. Vielen herzlichen Dank deshalb für die neue Perspektive!
    Toll, dass du da so auf dich achtest und für dich sorgst! Das nehme ich mir in Zukunft als Beispiel.
    Liebe Grüße, alles Gute und viel Freude weiterhin bei deiner Südafrikareise!
    Elisabeth

    • Antworten
      Ela
      10. Oktober 2017 um 19:30

      Liebe Elisabeth, danke für deinen ausführlichen Kommentar! Wie spannend, dass du dich in so vielen Punkten wiedererkennst und den Test gleich gemacht hast 🙂 Ich kann dir nur von Herzen wünschen, dass dir diese Erkenntnis weiterhilft und du zukünftig besser einschätzen kannst, was dir gut tut und welche Situationen du bewusst meiden möchtest, weil sie nur unnötigen Stress für dich bedeuten. Eine dickere Haut zulegen musst du dir jedenfalls nicht – wir sind so wie wir sind, sich zu verbiegen bringt leider im Endeffekt niemandem etwas. Das habe ich auch bitter gelernt..
      Alles Gute für deinen Weg und liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Andreas
    1. Juni 2018 um 16:02

    Liebe Ela,
    danke, dass du dies alles mit uns teilst! Der Stresslevel, den du bei all dem hast, muss enorm sein. Kenne ich das ein oder andere Umwohlsein in den genannten Situationen auch, so gehen sie mir aber nicht so nahe. Mein Kompliment, dass du trotzdem solche herausfordernden und weiten Reisen überhaupt machst! Das können sicher nicht viele von sich behaupten. Ich kann mir gut vorstellen, wie wichtig dann Ruhe sind, einfach genug Zeit zu haben, in der man nur für sich ist und einfach nur Ruhe hat. Alles Liebe!

    • Antworten
      Ela
      3. Juni 2018 um 12:05

      Lieber Andreas, danke dir für deinen Kommentar und dein Verständnis. So ist es – ich brauche öfter Pausen und “meine Ruhe” als andere Reisende 🙂 Seit ich das weiß und es akzeptiert habe, klappt es aber auch besser..
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Baai
    6. Oktober 2019 um 17:37

    Liebe Ela,
    vielen Dank für diesen Artikel. Ich bin gerade alleine auf Reisen und kämpfe sehr mit genau den Dingen die du beschreibst und schäme mich oft dafür keine so entspannte, immer coole Reisende zu sein und dem Bild dem ich meine entsprechen zu müssen, nicht gerecht werde. Es ist Balsam für meine Seele von anderen zu lesen, denen es auch so geht.
    Vielen lieben Dank dafür!

    • Antworten
      Ela
      7. Oktober 2019 um 10:36

      Vielen Dank für dein Feedback! Es freut mich, dass dir mein Artikel weiterhelfen konnte 🙂 Ich wünsch dir noch eine wunderbare (und vor allem entspannte) Reise!
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Anonym
    16. April 2021 um 21:39

    Liebe Ela,

    Danke das du das du deine Erfahrungen so offen teilst!
    Ich bin mir unsicher ob mein Kommentar hier her passt aber die Meinung einer anderen Hochsensiblen Person würde mir vielleicht als Stütze dienen.
    Ich befinde mich derzeit in einem Studium und würde gerne ein Auslandssemester machen. Jedoch bin ich durch meine Hochsensibilität sehr verunsichert und kann auch schwer einschätzen ob das denn überhaupt etwas für mich wäre… 3 Monate auf einem anderem Kontinent außerhalb meines gewohnten Umfeldes und Abläufen… Ich würde mit 2 anderen aus meinem Studium reisen. Ich empfinde einen enormen Zwiespalt, da ich einerseits die Erfahrung machen will und mich dadurch weiterentwickeln und wachsen möchte jedoch auch viele Ängste in mir sind die sich in meinem Kopf abspielen. Dieses ,,aus meiner Komfortzone auszubrechen,, fällt mir schwer und allein die Vorstellung lässt mein Herz schneller schlagen ….
    Wie ging es dir denn bevor du deine ersten großen Reisen angetreten hast? Ist das normal und man muss dieses Gefühl erstmal übergehen um dann die positive Erfahrung zu machen? Oder kann das auch eine Art Schutzmechanismus sein, damit man diese Reise nicht erst antritt? …
    Alles Liebe! Danke.

    • Antworten
      Ela
      17. April 2021 um 11:17

      Danke für deinen spannenden Kommentar zu diesem Thema! Solche Entscheidungen sind nicht einfach. Mir ging es ähnlich bei meiner 4wöchigen Nepal-Reise allein – Vorfreude, Angst vor dem Ungewissen. Ich hatte ziemlich schlimme Momente aber eben auch unglaublich schöne. Insgesamt wächst man an solchen Erfahrungen. Aber: Man kann es sich leichter machen vor Ort. Müsste ich diese Entscheidung treffen würde ich hinreisen, aber genau schauen welche Unterkunft vor Ort besteht (nichts lautes, enges, guter und ruhiger Rückzugsraum wäre mir wichtig, aber eben auch nicht ganz allein wohnen da sonst einsam im fremden Land). Aber halt kein 2er/3er Zimmer. Vor Ort genug Pausen und lange Zeit an einem Ort einplanen. Rundreisen sind super, man sieht viel, aber es stresst eben auch schnell wenn man jeden Tag die Koffer packen muss und nie irgendwo ankommt.
      Wenn du Lust drauf hast – mach es. Aber überleg dir vorher genau, was du brauchst, um runterzukommen und Energie zu tanken 🙂

      Alles Liebe!
      Ela

  • Antworten
    Kati
    16. März 2022 um 15:08

    Hallo Ela, ich versuche ebenfalls soweit wie möglich und frühzeitig zu planen. Ich kann dir nur zustimmen, ich erkenne mich wieder, ich bin auch eine HSP. Danke für deine Tipps und deinen Mut die Welt zu bereisen. Ich halt mich ja manchmal bei Reisen ins Ausland zurück, weil es mir zu unsicher/stressig ist. Vielleicht gibt es ja irgendwann mal einen Reiseanbieter, der sich auf Menschen wie uns spezialisiert hat. 🙂

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