Nachdenken/ Rezepte

BRASILIEN-SMOOTHIE UND WM-KRITIK

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Wie ihr wahrscheinlich schon mitbekommen habt, gab es bisher nichts WM-mäßiges hier auf dem Blog. Das hat seine Gründe, dazu aber später mehr. Als ich letztens von Braun gefragt wurde, ob ich ihren neuesten Stabmixer testen möchte und Lust habe, einen WM Smoothie zu kreieren, war das für mich ein guter Anlass, mal ein paar Worte dazu auf dem Blog zu schreiben. Wie ihr wisst, findet die Fussball-Weltmeisterschaft dieses Jahr in Brasilien statt. Im Jahr 2007 habe ich zwei Monate in Rio de Janeiro gelebt und mitbekommen, wie groß die Kluft zwischen Arm und Reich in diesem Land ist. Bis heute denke ich noch oft an die Zeit dort zurück und nutze jede Gelegenheit, mich über die soziale Situation vor Ort zu informieren.
Rio 2007

 

Seit im Jahr 2013 bekannt wurde, dass die WM in Brasilien ausgetragen wird, haben sich die BewohnerInnen vieler Städte wie Rio de Janeiro oder São Paulo versammelt und dagegen protestiert, dass Millionen in den Bau von Stadien und Infrastruktur investiert werden, obwohl es im Land am Allernötigsten fehlt. Dazu zählen eine angemessene Schulbildung für alle sowie ein bezahlbarer öffentlicher Nahverkehr, dessen Preise ständig erhöht werden. Außerdem wird Brasilien seit Jahren von Korruption und Polizeigewalt gebeutelt, was ich mit eigenen Augen in Rio erleben durfte. Die BewohnerInnen von Favelas (Armensiedlungen) werden immer wieder bei Drogen-Razzien willkürlich niedergeschossen, oft einfach nur weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Filme wie City of God oder Tropa de Elite thematisieren dies seit Jahren.
Favela in Rio de Janeiro 2007

Die Proteste in Brasilien finden statt, weil die WM auf Kosten der Bevölkerung ausgetragen wird – profitieren wird vom Massenevent im Endeffekt eine kleine Elite, beispielsweise PolitikerInnen oder Baufirmen. Die WM hatte von Anfang an einen bitteren Beigeschmack – sei es im Rahmen der Proteste, bei denen immer wieder friedlich demonstrierende Menschen von der Polizei schwerwiegend verletzt oder sogar getötet wurden, oder auch die völlig unterbezahlten ArbeiterInnen, die ihre Hoffnung auf ein zusätzliches Einkommen mit ihrem Leben bezahlen mussten, da die Sicherheitsvorkehrungen beim Bau der WM Stadien auf Grund des hohen Termindrucks absolut unzureichend waren (Quelle: Welt.de).Menschen, die jahrelang in der Nähe der Stadien gelebt haben, wurden gewaltsam von der Polizei aus ihren Heimatvierteln vertrieben, damit Stadien und Infrastruktur weiter ausgebaut werden konnten (Quelle Obdachlose in Brasilien: Zeit.de ; Räumungen um die Stadien: kooperation-brasilien.org). Da dieser Ausbau teuer war und sich in den Preisen der Eintrittskarten niederschlägt, können sich die meisten EinwohnerInnen die Spiele nicht vor Ort ansehen, selbst wenn sie nur wenige Meter entfernt wohnen.

Auch die vielen Menschen ohne eigene Unterkunft (Erwachsene und Straßenkinder) leiden unter den städischen Veränderungen im Zuge der WM und der Olympischen Spiele 2016. Touristen sollen Brasiliens große Städte als sauber, freundlich und ungefährlich wahrnehmen, weshalb regelrechte “Säuberungsaktionen” veranstaltet werden. Straßenverkäufer, die landesweit seit Jahrzehnten Teil des Straßenbildes sind, dürfen ihre Lebensmittel, Früchte und Getränke an Spieltagen nicht im Umfeld der Stadien verkaufen – nur Kooperationspartnern der Fifa ist dies gestattet (Quelle: amerika21.de). Somit profitiert die lokale Bevölkerung bzw. der Tourismus in Brasilien oft nicht so sehr von den Großveranstaltungen, wie argumentiert wird. Ich könnte diese Aufzählung noch ewig weiterführen, aber ich hoffe, der Grundgedanke dürfte angekommen sein.
Ich rufe nicht dazu auf, die WM zu boykottieren, allerdings bitte ich jede/n Einzelne/n von euch, sich über die Situation Gedanken zu machen, mit FreundInnen und Familie darüber zu sprechen und euch über die Geschehnisse im Rahmen der WM bzw. der Olympischen Spiele 2016 zu informieren.
Wir sind die VerbraucherInnen und haben die Macht, beispielsweise die Fifa zu zwingen, Verkaufssperren rund um die Stadien aufzuheben. Wir können auch die brasilianische Regierung auffordern, das Recht ihrer BürgerInnen auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit zu garantieren. Ihr könnt beispielsweise bei Amnesty International eine Online-Petition zu diesem Thema unterschreiben.

Dieser Blogbeitrag soll trotzdem kein rein politischer Gewissens-Beitrag sein, ich habe auch ein Rezept für euch: und zwar einen Smoothie in Brasiliens Nationalfarben, grün und gelb. Auf der Flagge findet sich eigentlich noch Blau, wer also eine Schicht Heidelbeer-Smoothie einfügen möchte… ;)Wenn ihr diesen Smoothie ausprobiert, erinnert euch daran, welche Zustände heute in Brasilien herrschen und überlegt euch, wie ihr dies beeinflussen könntet.

Zutaten für 2 Gläser:
3 Kiwis
1 Limette
frische Minze oder Apfelsalbei
1 Mango
50 g reife Papaya
100 ml Orangensaft
Am Besten funktioniert die zweifarbige Trennung der beiden Smoothies, wenn ihr die Früchte vor dem Pürieren einfriert. Der Smoothie hat so eine Sorbet-Konsistenz und verläuft nicht!
Die Kiwis schälen und würfeln und in einer Dose etwa 30 – 60 Minuten einfrieren. Die Mango und die Papaya ebenfalls schälen, würfeln und einfrieren. Für den grünen Smoothie im Braun Standmixer-Aufsatz* die Kiwiwürfel, den Saft einer Limette und einige Blätter frische Minze oder Apfelsalbei pürieren.
Die Hälfte der Menge in zwei Gläser füllen, den Rest in ein anderen Glas umfüllen und den Standmixer-Aufsatz ausspülen, damit er wieder sauber ist.
Nun die Mango- und Papaya-Würfel mit Orangensaft mixen, bis es einen cremigen gelben Smoothie ergibt. Diesen in die Gläser auf den grünen Smoothie gießen. Zum Schluss den Rest grünen Smoothie ins Glas füllen.
*Amazon Affiliate (siehe Impressum)

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11 Kommentare

  • Antworten
    Gourmande
    22. Juni 2014 um 10:25

    Toll, dass du deinen Blog auch nutzt, um solche kritischen Theman anzusprechen, danke dafür!
    Ich teile deine Meinung absolut. Es ist ein Unding, wie das abgelaufen ist/abläuft und ich finde es mehr als schade, dass das über die ganze Fußballeuphorie völlig in Vergessenheit gerät.

    • Antworten
      Ela
      22. Juni 2014 um 10:55

      Danke für deinen Kommentar! Ich bin froh, dass meine Blogger-KollegInnen und LeserInnen das Thema auch so wichtig finden, dass sie mir diesen kleinen Ausrutscher aus der heilen Happy-Blogwelt verzeihen 😉
      Alles Liebe,
      Ela

    • Antworten
      Gourmande
      22. Juni 2014 um 12:51

      Ich finde, Themen wie bewusster Konsum, sollten viel häufiger Thema auf Foodblogs sein und keinen Ausbruch aus der heilen Bloggerwelt darstellen. Ich finde es schade, dass so etwas unter "kleiner Ausrutscher" läuft. Aber ich verstehe, dass du das so ausdrückst, mir geht es ähnlich. Ich mache so etwas auch eher ungern, weil ich immer Angst habe, dass sich meine Leser dann "belehrt" oder sogar angegriffen fühlen könnten und ich als Moralapostel dastehe. Ich habe neulich zum Beispiel kurz etwas zu Provamel und Alpro geschrieben, und hab mich dabei irgendwie "unwohl" gefühlt, obwohl das doof ist, weil es mein Blog in erster Linie eben MEIN Blog ist und ich da schreiben kann, was ich möchte. Mir ist Konsumkritik einfach wichtig und ich mag das nicht völlig außen vorlassen, auch wenn es ein eher schwieriges Thema für etwas so seichtes wie ein Foodblog ist. Gerade beim Thema Ernährung fühlen sich viele Leute schnell angegriffen und außerdem erreicht man so ja auch gar nicht sein Ziel, weil dann schnell die Schotten hochgefahren werden. (Ich schließe mich da auch nicht aus, bei manchen Dingen bin/war ich da auch so. Das Ganze ist irgendwie ein sensibles Thema, obwohl es das eigentlich nicht sein sollte.)
      Ich habe für mich jetzt jedenfalls beschlossen, dass ich trotz meiner Bedenken diese Themen doch öfter mal anschneiden werde. Mal mehr und mal weniger direkt. Ich bin zwar immer noch der Meinung, dass man Menschen am besten erreicht, wenn man ihnen zeigt, wie lecker auch bewusster Konsum sein kann und dass Vegetarismus/Veganismus nicht immer Verzicht bedeuten muss. Das zeige ich hauptsächlich über meine Rezepte, allerdings werde ich das Thema dennoch ab und zu ansprechen. Für Leser, die sich weiter informieren möchten, habe ich eine Extra-Unterseite angelegt, auf denen ich lesens-und sehenswerte Artikel und Dokumentationen sammle, so dass jeder selbst entscheiden kann, ob er sich nur meine Rezepte anschauen mag, oder mehr. Das ist ein ganz guter Mittelweg, denke ich.

      Liebe Grüße
      Melissa

    • Antworten
      Ela
      24. Juni 2014 um 16:04

      Liebe Melissa, ja ich stimme dir da absolut zu.. Ich habe schon ein paar Mal versucht, derartige Themen hier auf dem Blog einzubinden (FairTrade-Schokoladenwoche, Kritik an Post aus meiner Küche wegen Coca Cola Kooperation, etc.) und eigentlich kam es immer gut an. Ich glaube, das muss ich mich einfach öfter trauen 🙂
      Finde es gut, dass du bei dir auf dem Blog mehr in diese Richtung machen magst! Den Beitrag über Alpro geh ich gleich mal suchen..
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Julia
    22. Juni 2014 um 10:26

    Bravo, Ela, danke für diesen Beitrag! Seine Reichweite nutzen um Missstände in ein Rezept zu verpacken, das gefällt mir – wie auch der Smoothie – sehr.
    LG
    Julia

    • Antworten
      Ela
      22. Juni 2014 um 10:56

      Danke Julia, hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut! Ich hab lang überlegt, ob und wie ich auf dem Blog darüber schreiben soll / will und letztendlich ist das hier dabei herausgekommen.. 🙂 Schön, dass es bei dir gut ankommt!
      Alles Liebe,
      Ela

  • Antworten
    Krisi
    22. Juni 2014 um 10:52

    Ja, die WM hat ein extrem bitteren Nachgeschmack. Ich habe das auc alles mit Schokierung und Traurigkeit verfolgt und muss sagen, dass ich auch kaum ein Spiel schaue. Ich möchte es nicht unterstützen, auch wenn ich natürlich immer noch tue, da ich die Deutschland spiele trotzdem schaue. Es ist unglaublich wie mit Menschen umgegangen wird, das habe ich in Afrika auch erlebt. Wirklich eine graultat und es ist so schwer etwas dagegen zu machen…Die Online-Petition habe ich nicht gekannt, super!
    Dein Smoothie sieht übrigens genial aus, tolles Farbspiel und so schön geschichtet! Da macht ein Smoothie so plötzlich was her;)
    Liebe Grüsse,
    Krisi

    • Antworten
      Ela
      22. Juni 2014 um 10:57

      Liebe Krisi, danke für deinen ausführlichen Kommentar! Es freut mich wirklich sehr zu hören, dass auch andere Leute die Geschehnisse mitverfolgt haben und das Thema hier so gut aufgenommen wird. Schön auch mit der Petition, ich hoffe viele Leute unterschreiben sie 🙂
      Ja, wirklich etwas zu verändern ist oft schwierig.. Aber die Veränderung beginnt in unseren Köpfen, zuallererst mit dem Schaffen von Bewusstsein und dem Nachdenken über Recht und Unrecht. Wenn sich daraus mehr entwickelt, umso besser!
      Alles Liebe,
      Ela

  • Antworten
    Ann-Katrin
    23. Juni 2014 um 9:42

    Schön, dass es auch auf Food-Blogs nicht immer nur Heile-Welt Geschichten zu lesen gibt! Unkritische Beiträge, die in den WM-Jubel einstimmen gibt es derzeit auch wirklich genug. Die haben natürlich auch ihre Berechtigung – schließlich ist die WM ja auch ein Grund zur Freude. Aber eben nicht nur und leider – wie du ja schreibst – auf Kosten "Schwächerer". Natürlich ist es einfacher, fröhlicher und unbeschwerter, wenn man solche Sachen nicht hinterfragt. Ich bin aber froh, dass du es gemacht und zum Nachdenken angeregt hast!

    Den Smoothie finde ich übrigens auch sehr toll! 🙂

    Liebe Grüße!

    • Antworten
      Ela
      24. Juni 2014 um 16:04

      Danke liebe Ann-Katrin, das freut mich sehr!!
      Alles Liebe,
      Ela

  • Antworten
    fuchsia84
    27. Juni 2014 um 22:37

    Hallo,
    nur noch mal eine kleine Zustimmung. Ein bisschen mehr an kritischen Beiträgen oder ab und an eine Diskussion ist eine gute Idee. Vor allem auch, weil meiner Meinung nach zu einem guten Essen mit Freunden auch eine gute Unterhaltung gehört. Man liefert dann nicht nur die Rezepte für ein super Essen, sondern auch ein bisschen Gesprächsstoff ; )

    Beste Grüße, Magda

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