Wenn ich an die Provinz Valencia denke, dann denke ich an eine Brücke. Sie hat sich in meinem Kopf festgesetzt. Ihre symbolische Bedeutung, ihre Präsenz mitten in der Natur, ihre heraufordernde Architektur blieben mir im Gedächtnis, als stände sie direkt vor mir.
Im Auto fuhren wir über eine zauberhafte Panoramastraße, deren Ausblick mir immer wieder aufs Neue die Sprache verschlug. Wir hielten an, um die atemberaubende Landschaft der Sierra del Ave in der goldenen Stunde kurz vor Sonnenuntergang auf uns wirken zu lassen. Schließlich fuhren wir eine der zahlreichen Serpentinenstraßen entlang und erreichten eine Schlucht. Können wir nochmal anhalten? Fragte ich Virgilio, unseren Fahrer. Er schmunzelte – die Fahrt dauerte bereits deutlich länger als gedacht, aber unsere Begeisterung für die Landschaft war ansteckend.
Ich sprang aus dem Auto und sah sie vor mir – die Brücke. Mitten im Nirgendwo, weit außerhalb des Dorfes Millares spannt sie sich über eine Schlucht. Wie gemalt wirkte die Brücke auf mich. Vor mir sah ich Oleanderbüsche mit grellpinken Blüten in der Sonne. Im Hintergrund die Schlucht, durch die sich ein kleiner, silbriger Fluss schlängelt.
Ich konnte den Blick nicht abwenden und lief los in Richtung Brücke. Der Bogen über mir spannte sich in absurder Perfektion über die geteerte Straße. Die Sonne stand kurz vor dem Verschwinden hinter den Bergrücken, ein paar letzte Strahlen warf sie noch in meine Richtung.
Am Ende der Brücke überquerte ich die Straße und schaute zurück. Eine neue Perspektive zum Staunen! Es sah aus, als würde sie mitten in die trockenen, ausgedörrten Felsen und die karge Vegetation führen. Majestätisch thronte sie über der Schlucht. Der Inbegriff von moderner Architektur mitten in der Natur.
Später erzählt mir Virgilio, dass diese Brücke den Einheimischen etwa eine Stunde Fahrtzeit erspart. Früher musste man umständlich über schmale Straßen in eine Schlucht hinunterfahren und den gegenüberliegenden Berg wieder hinauf. Heute verbindet die Brücke die Dörfer Dos Aguas und Millares ohne komplizierte Umwege miteinander. Möglich sind solche Projekte durch EU-Fördergelder, die in ländlichen Regionen zum Beispiel in die Infrastruktur investiert werden. Das kann die EU also auch: Brücken zwischen Menschen bauen.
Für den Tourismus ist auch förderlich. In Millares gibt es ein kleines Hostel. Der Ort ist Ausgangspunkt für wunderschöne Wanderungen inmitten der Berge. Fast wehmütig blickte ich aus dem Fenster, als wir durch den kleinen Ort fuhren. Zu gern wäre ich ausgestiegen, um noch mehr Zeit in dieser atemberaubenden Gegend zu verbringen, die mich so in ihren Bann gezogen hat.
Wenn man mich fragt, was mir in der Provinz Valencia am besten gefallen hat, fällt mir die Antwort nicht schwer. Es ist eine Brücke.
Dieses Erlebnis fand im Rahmen einer Bloggerreise statt, die von Spanien Tourismus und der Provinz Valencia organisiert wurde.
2 Kommentare
Dirk
14. April 2020 um 9:57Endlich mal wurden Fördergelder sinnvoll angelegt! 🙂 Liebe Grüsse Der Gute Reisenden PS hast du in Valencia auch die leckere Mandelmilch Horchata de Chufa probiert (vegan)?
Ela
14. April 2020 um 10:00Lieber Dirk, über die Sinnhaftigkeit einer riesigen Brücke mitten in der Pampa möchte ich keine Aussage machen, für die Leute im Dorf ist es jedenfalls toll 🙂
In Valencia habe ich hauptsächlich die Erdmandelmilch getrunken!
LG
Ela