Meine Südafrika-Reise stand unter einem Motto: Tiere und Natur. Unser Programm war daran perfekt angepasst: Safari in Phinda, ein Roadtrip zu den Pinguinen und Whale Watching in Hermanus. Wir hatten großes Glück und viele lustige und unvergessliche Tierbegegnungen. Die fünf besten Erlebnisse möchte ich mit euch teilen!
1. Sprung in den Abgrund
Pinguine sind tollpatischig, das ist bekannt. Wie oft ich schon lustige Pinguinvideos angeschaut habe, statt etwas Sinnvolles zu erledigen! Es ist einfach zu süß, wie die kleinen Kerlchen ständig stolpern. Als ich erfahren habe, dass es in Südafrika ein paar Pinguinkolonien gibt, stand natürlich sofort fest: da muss ich hin. Sowohl zum berühmten Boulder’s Beach als auch zur zweiten großen Pinguinkolonie an der Betty’s Bay.
Dort begegnete mir ein besonders selbstsicheres Individuum dieser Art. Während sich seine Artgenossen die Sonne auf den Bauch scheinen ließen, entschied sich besagter Pinguin zu einer todesmutigen Aktion. Wer von einem hohen Felsen runter will, hat nur eine Wahl: ab in den Abgrund! Na gut, es wäre auch möglich gewesen, vorsichtig über Felsvorsprünge abzusteigen. Dauert halt. Dafür hatte Herr Pinguin aber keine Zeit!
Misstrauisch beäugte er den Abstand zum Boden. Vielleicht doch etwas zu hoch für einen Kandidaten, der selbst nur etwa 60 Zentimer groß wird? Nichts da, die Entscheidung steht fest! Die Flügel fest an den Körper legen, den Rücken gerade, los geht’s!
Zuversichtlich blickt der Pinguin geradeaus, wie eine Eins steht er da im freien Fall, während der Beste und ich uns vor Lachen kaum noch auf den Beinen halten können. Wird er fallen? Er wird fallen. Das bringt wohl die putzige Körperform der Pinguine so mit sich. Kurze Beine, keine Knie zum Abfedern, dafür ein dicker, gut gepolsteter Bauch. Auf dem der Tolpatsch natürlich auch landet.
Für ihre Zuversicht muss man die Pinguine jedoch bewundern. Sie gehen immer davon aus, dass alles gut laufen wird. Sozusagen positives Denken verpackt in wasserdichtem Federkleid. Dass ein Haufen Steine nicht gerade ihr Element sind, merkt man, sobald einer der Pinguine sich dem Wasser nähert – gerade lacht man noch über einen Bauchplatscher, dann hält man ehrfürchtig den Atem an, weil sich diese kleinen Wesen im Wasser so anmutig und pfeilschnell bewegen. Ob sie wohl über uns lachen, wenn sie sehen, wie tolpatschig wir uns dort verhalten?
2. Elefantenjagd
Okay, der Titel dieser Geschichte ist vielleicht ein klitzekleines bisschen irreführend. Ich habe natürlich keine Elefanten gejagt. Ein Elefant hat mich gejagt!
Nach fast 20 Stunden unterwegs kamen wir mit unserem kleinen Mietwagen (Kategorie: geht’s noch billiger?) im andbeyond Phinda Privat Game Reserve an. Das Gelände ist eingezäunt und wir mussten uns beim Security-Team anmelden, um die Schranke zu passieren. Etwa zehn Kilometer trennten uns zu diesem Zeitpunkt noch vom Hotel und einem weichen Bett. Ich bekam einen Umschlag in die Hand gedrückt. Die Anweisungen im Brief lauteten: Die Straße entlang fahren und den Schildern folgen. Wenn man Tiere in der Nähe der Straße sieht, möge man doch bitte den Motor ausstellen und sie passieren lassen. Klingt machbar! Tieren werden wir ja wohl auf der Hauptstraße an diesem verregneten Nachmittag auf den paar Kilometern zum Hotel sowieso nicht mehr begegnen.
Bemüht, unseren weißen Mietwagen auf der staubigen Sandpiste nicht zu Schrott zu fahren, starrten wir konzentriert geradeaus. Wo ist das nächste Schild? Moment mal, war das ein Zebra?! Mein Freund hatte Recht: es war ein Zebra. Und ein paar Gnus. Auf einem kleinen Hang neben der Straße, seelenruhig und neugierig in unsere Richtung schauend. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich echte Zebras sehen konnte – nur wenige Meter entfernt! Natürlich wurden erstmal etwa 150 Fotos der Tiere im Regen geschossen. Man weiss ja nicht ob man nochmal so viel Glück hat. Wahnsinn, die ersten Meter im Reserve und schon Tiere gesichtet!
Wir fuhren weiter und sichteten eine seltene Kudu-Antilope. Und Nyalas. Und ein Impala-Männchen. Das ist doch kein Zoo? Die Tiere zu beobachten hatte ich mir viel schwieriger vorgestellt! Die Situation kam mir unreal vor, als der Beste plötzlich meinte: Da steht ein Elefant! Ich schaue hinter dichte Bäume und lachte nur. Das ist doch kein echter Elefant. Der ist doch über drei Meter hoch! (Ich kannte bisher nur asiatische Elefanten, die wirklich um einiges kleiner sind….). Es stellte sich heraus: das ist ein echter Elefant. Und zwar ein alter Bulle mit Stoßzähnen, die länger als meine Arme sind. Moment, wie war das noch gleich mit den Tieren? Motor aus und passieren lassen. Kein Problem – anhalten musste ich natürlich sowieso, um ein Foto zu schießen. Oder zwei. Oder Hundert.
Elefantenbulle in Phinda, Südafrika |
Gemächlich bewegte sich der riesige Elefantenbulle in Richtung Straße. Er legte eine kurze Pause ein, um sich an einem toten Baumstumpf das Ohr zu kratzen. Nach ein paar Schritten über die staubige Schotterpiste fiel sein Blick in Richtung unseres weißen Toyota Corolla. Nicht gerade unauffällig, das Modell. Für eine Safari nicht die erste Wahl, wo die Tiere doch tarnfarbene Jeeps gewohnt sind. Das sah der Elefant auch so und entschied sich dafür, den hässlichen Mietwagen in seine Schranken zu weisen.
Er stellte seine Ohren auf und begann, in unsere Richtung zu laufen. Dabei schüttelte er drohend seinen Kopf auf und ab. Verdammt, davon stand aber nichts in unserem Briefing! Rückwärtsgang, schnell!!! Verzweifelt versuchte der Beste, übermüdet und das erste Mal einen Automatik im Linksverkehr fahrend, den Rückwärtsgang einzulegen. Was ihm wenige Meter, bevor der Elefant unseren Toyota dem Erdboden gleich gemacht hätte, auch gelang. Der Elefant drehte ab, schnaubte wütend und bedachte uns mit einem abschätzigen Blick, bevor er sich seinen Weg durchs Dickicht suchte und eine Giraffe passierte. Ja, eine Giraffe stand da auch noch herum. Kann man im Stress schon mal übersehen. Zeugen für unsere Blödheit, so nah an einen alten Elefantenbullen heranzufahren, hatten wir jedenfalls genug.
Dass in dieser Situation keiner von uns beiden einen Herzinfarkt erlitten hat, wundert mich immer noch. Wann wird man schon mal von einem Elefanten aus seinem Revier verjagt?
Ein nicht mehr ganz so freundlicher Elefant |
3. Südliche Glattwale aus der Vogelperspektive
Kurz sehen wir uns in die Augen und überlegen, ob das vielleicht eine doofe Idee war. Der Pilot von African Wings hat zwar eine Uniform an, aber so ganz geheuer ist uns das Ganze nicht. Immerhin steht das Flugzeug inmitten von Weinkisten in einer Lagerhalle, eine Startbahn können wir auch nicht entdecken. Der Pilot zieht es einfach mit einer Hand aus der Halle, ist ja schließlich eine Leichtmaschine mit fünf Sitzen. Schnell noch ein Selfie vor dem Flugzeug, Kopfhörer auf und dann geht es auch schon los. Die Startbahn ist eine kurze Sandpiste, die links und rechts von Fynbos gesäumt ist – den südafrikanischen Sträuchern mit bunten Blüten. Während ich noch darüber nachdenke, dass es hier wirklich sehr hübsch ist, heben wir auch schon ab.
Flugzeug von African Wings in Hermanus – und so sah auch unsere Startbahn aus… |
Eine leichte Maschine braucht nicht viel Platz zum Starten. Besonders kompliziert scheint das Fliegen damit auch nicht zu sein, der Beste darf Co-Pilot spielen und selbst mal steuern, während ich mit der Kamera hantiere. Ich bin ja nicht (nur) zum Spaß dort oben, denn ich will Wale beobachten! Genauer gesagt südliche Glattwale, auch Südkaper genannt. Zwischen Juli und November ist diese Art zahlreich in der Walker Bay vertreten. Von Land oder vom Boot aus sieht man jedoch oft nur einen dunklen Rücken, der ein Stück aus dem Wasser ragt. Relativ unspektakulär, als passionierte Wal-Schützerin will ich mehr sehen.
Von oben gucken hat nicht nur den Vorteil, dass man die Wale besser finden kann – wenn der Pilot hoch genug fliegt und es nur eine kleine Maschine ist, stört man sie auch nicht in ihrem Lebensraum. Ein komisches Gefühl, diese riesigen Tiere aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive zu sehen! So ein Wal ist mit bis zu 17 Metern schließlich länger als unser Flugzeug.
Als wir hoch oben über einer Walmama mit Baby kreisen wird mir etwas flau im Magen. Nicht nur wegen der Kreiselei, auch weil mich der Anblick so berührt. Das Baby schwimmt nah bei seiner Mutter, Berührung und der Austausch von Zärtlichkeit sind genauso wichtig wie bei uns Menschen. Diese intelligenten und besonderen Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu dürfen ist ein ganz besonderes Erlebnis!Mein Blogpost zu Whale Watching in Hermanus bei Whale and Dolphin Conservation
4. Klippschliefer im Chillmodus
Klippschliefer sehen aus wie eine Mischung aus Meerschweinchen und Koala. Die kleinen Tiere mit bräunlichem Fell sind aber mit Elefanten und Seekühen verwandt. Diese Tatsache allein wäre ja schon witzig genug, aber die Klippschliefer an sich sind absolut entzückend. Es wundert mich, dass sie noch keine YouTube-Stars sind – Katzenvideos können bei so mancher Klippschliefer-Aktion einpacken. Ein paar doofe Touristen nannten sie zwar “fat rat”, aber in meinem Herzen haben sie ab jetzt definitiv einen Platz!
Klippschliefer im Busch, Betty’s Bay Südafrika |
Sich für eine Klippschliefer-Geschichte zu entscheiden, die ich mit euch teilen möchte, war ziemlich schwierig. Es gab den schwangeren Klippschliefer, der nur gelbe Blumen gefressen hat und jegliches andere Grünzeug mit grimmigem Gesichtsausdruck ignoriert hat. Blume um Blume wurde rabiat abgerissen und gewissenhaft zerkaut. Dann gab es den Klippschliefer auf dem Tafelberg, der verträumt den Horizont anstarrte. Und den Klippschliefer, der auf dem dünnen Rand einer Mülltonne sass, mit einem beherzten Sprung hinein sprang und anschließend mit einer Papierserviette im Maul flink wieder heraus hüpfte (die dann genüßlich verspeist wurde). Meinen Lieblings-Klippschliefer seht ihr aber auf diesem Bild.
Klippschliefer chillt auf einem Zaun in Hermanus |
Kurz vor Sonnenuntergang reichten die wärmenden Strahlen nicht mehr bis zum Boden, deshalb entschied sich das Tierchen kurzerhand dafür, auf dem Zaun eine Etage nach oben zu klettern und sich dort die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Sozusagen ein Klippschliefer im Chillmodus.
5. All you can eat
In Phinda hatten wir das große Glück, zwei Geparden auf einem Streifzug durch ihr Revier begleiten zu dürfen. Zuerst ruhten sich die beiden Brüder an einem sonnigen Platz aus, was jedoch nicht bedeutet, dass sie sich gemütlich zum Schlafen hinlegen. Da sie viele natürliche Feinde haben (zum Beispiel Löwen, Leoparden oder Hyänen) müssen die Großkatzen immer auf der Hut sein. Selten sieht man einen Geparden länger als ein paar Sekunden die Augen schließen, immer ist sein Blick auf den Horizont gerichtet und die Ohren sind aufgestellt.
Gemeinsam zogen die beiden los, um Bäume in ihrem Revier zu markieren und nach einem geeigneten Opfer für ihr Abendessen zu suchen. Geparden sind die schnellsten Landtiere der Welt, sie können auf bis zu 120 km/h beschleunigen – innerhalb von wenigen Sekunden. Allerdings halten sie diese Anstrengrung nicht lange durch, entweder sie überwältigen ihre Beute innerhalb von ein paar Hundert Metern oder sie geben auf. Meist jagen sie kleinere Huftiere wie Impalas oder junge Gnus. Wir passierten gemeinsam mehrere Giraffen, die jedoch nicht auf der Speisekarte der Geparden stehen. Die beiden suchten weiter und wir beschlossen, sie ziehen zu lassen und ihre Jagdabsichten nicht zu stören.
Gepard markiert sein Revier in Phinda |
Einige Stunden später setzten wir uns erneut in den Jeep und fuhren zu der Stelle, an der wir die Großkatzen zuletzt gesehen hatten. Wir fanden sie jedoch direkt wenige Meter neben der Straße. Aus den anmutigen, schlanken Jägern waren vollgefressene Katzen im Foodkoma geworden. Ihre Bäuche waren so prall gefüllt, dass sie sich keinen Meter mehr bewegen konnten. Ihre Gesichtszüge schmerzverzerrt und voller Blut, einer der beiden hechelte vor Anstrengung.
Ein junges Gnu war den beiden zum Opfer gefallen, seine Überreste lagen gut sichtbar direkt neben einem der Geparden. Jagen kostet die Großkatzen viel Kraft, deshalb fressen sie so viel wie möglich von ihrer Beute, um genug Energie für die nächsten Tage aufzunehmen. Und so ein all you can eat Buffet ist einfach zu verführerisch… Deshalb stand der Gepard auch nach ein paar Minuten auf, mit hängendem Bauch und vor Anstrengung keuchend, um sich noch ein bisschen Nachschlag zu holen.
Als Vegetarierin war es durchaus ein grenzwertiger Anblick, das zerlegte Gnu voller Blut zu sehen, dessen Haut und Knochen von einem Raubtier zerteilt werden. Doch in der Natur zählt allein der Überlebenswille und die Beute wird hier komplett verwertet. Was die Geparden übrig lassen, holen sich andere Tiere wie Leoparden, Löwen, Hyänen und schließlich die Geier. Übrig bleiben dann nur noch die Knochen, an denen aber beispielsweise Giraffen nagen, um wichtige Mineralien wie Phosphat und Kalzium aufzunehmen, die in ihrer pflanzlicher Nahrung nicht enthalten sind. Das konnten wir sogar während unserer Zeit in Phinda beobachten.
Es ist ein komplexes System. In der Natur geht es um ein eng miteinander verknüpftes Zusammenleben verschiedener Arten, die schließlich für ein ökologisches Gleichgewicht sorgen. Mit eigenen Augen zu sehen, wie dieses Ökosystem funktioniert, war für mich ein wichtiges Erlebnis.
6 Kommentare
Elsa Einfach Elsa
27. Oktober 2017 um 14:18Wow, ganz beeindrukende Bilder! Den Klippschliefer finde ich ja cool, wusste gar nicht, dass die so chillig sein können. In Namibia haben wir die immer nur aus ewig weiter Entfernung sehen können ^^
Ganz liebe Grüße
Elsa
Ela
30. Oktober 2017 um 10:13Liebe Elsa,
danke für deinen Kommentar, freut mich sehr, dass dir die Bilder gefallen! Nach Namibia möchte ich auch mal 🙂
Liebe Grüße,
Ela
Lea
8. November 2017 um 12:07Danke für diese tollen Geschichten, von denen jede ihren eigenen Charme hat – ich lag ja bereits bei dem tollpatschigen Pinguin lachend unterm Tisch 😀 Herrlich!
Ela
8. November 2017 um 12:12Liebe Lea, oh das freut mich sehr! Es hat auch Spaß gemacht, diesen Beitrag zu schreiben 🙂 Die Idee dafür ist mir schon in Südafrika gekommen, weil ich dort einfach so viele tolle Erlebnisse hatte.
Liebe Grüße,
Ela
Ulla
22. August 2018 um 22:42Ein toller Beitrag, super unterhaltsam geschrieben! Bin sehr gespannt, welchen tierischen Zeitgenossen ich so über den Weg laufen oder gefahren werde in Südafrika 🙂
Ela
23. August 2018 um 8:56Vielen lieben Dank Ulla, das freut mich! Hat auch großen Spaß gemacht, über die Tierbegegnungen zu schreiben!
Liebe Grüße, Ela