Unser Roadtrip durch Südfrankreich führte uns von den Lavendelfeldern bei Sault und den Bergen in Brantes weiter nach Pernes-Les-Fontaines. Der Ort mit etwa 10.000 Einwohnern liegt im Departement Vaucluse. In der Altstadt gibt es einen Turm, den man zu Fuß (und ohne Eintritt zu bezahlen) erklimmen kann – von dort hat man einen hübschen Ausblick über die Stadt bis zu den Bergen:
Die Altstadt ist charmant mit ihren kleinen Gässchen und alten Häusern, dort lohnt sich durchaus ein Spaziergang.
Wie der Name schon verrät gibt es aber in Pernes-les-fontaines vor allem eins: Brunnen! Auf dem Brunnen-Weg* kann man über 40 Stück in der kleinen Stadt entdecken. Wir waren an einem Sonntag Nachmittag in der Stadt und es war leider völlig ausgestorben. Keine Menschenseele haben wir in den kleinen Gassen getroffen, nur einen Brunnen nach dem anderen…
Mein Favorit war allerdings der einzige, der nicht auf der Karte verzeichnet war. Direkt beim Stadttor, einer der Hauptsehenswürdigkeiten, war er an eine unscheinbare Wand gemalt. Fast wollten wir schon gelangweilt daran vorbeilaufen – “Schon wieder ein Brunnen!” – bis uns auffiel, dass er zwar täuschend echt aussah, aber nur gemalt war!
Pernes-les-fontaines Stadttor |
Immer wieder ist uns dann bei genauerem Hinschauen Street Art in der Altstadt aufgefallen – wie bei einer Schnitzeljagd haben wir danach gesucht. Haltet also unbedingt die Augen offen, wenn ihr zufällig mal dort seid.
Street Art in Pernes-les-Fontaines |
Wir sind nach diesem kurzen Abstecher weitergefahren nach L’Isle-sur-la-Sorgue. Auch hier passt der Name sehr gut, denn zeitweise war der Ort von Sumpfgebiet umgeben und lag praktisch auf einer Insel. Auch heute ist er noch umgeben von Kanälen und Flüssen…
Wir sind abseits der Altstadt zu einem kleinen Restaurant in einem Wohngebiet gefahren, das sich charmanterweise La Guinguette* nennt. Mit diesem Ausdruck werden Tanzlokale am Wasser bezeichnet – ursprünglich wurde der Name für Tavernen in den Vororten der großen französischen Städte verwendet.
La Guingette |
Auf einen Tipp hin haben wir uns dort zum Abendessen verabredet, denn das Restaurant arbeitet interessanterweise nach Slow Food Prinzipien. Die Produkte stammen aus der Region von lokalen Produzenten und es wird eingekauft, was gerade Saison hat. Natürlich stehen auch einige Veggie-Gerichte auf der Karte. In unserem Fall gab es als Gruß aus der Küche schon mal salziges Popcorn mit Anis, direkt frisch aus der Popcornmaschine. Als Vorspeise folgte dann eine kalte Zucchinisuppe.
Wahlweise gab es dann eine Tarte mit Zucchini oder Tomaten als vegetarischen Hauptgang. Auch (Veggie)-Burger stehen auf der Karte. Auf meine Lebensmittelallergien wurde sehr zuvorkommend Rücksicht genommen und Rücksprache mit dem Koch gehalten!Das Lokal hat eine zauberhafte Atmosphäre, es liegt direkt am Wasser und hat eine offene Bauweise mit verschiedenen Sitzbereichen. Wir haben uns dort sofort wohl gefühlt.
Touristen sucht man vergebens, das Lokal wird eigentlich nur von Einheimischen aufgesucht. Ein bisschen Englisch spricht das nette Team von La Guinguette trotzdem.
Übernachtet haben wir anschließend im Hotel L’Hermitage. Es ist ein freistehendes Gebäude außerhalb von Pernes-les-Fontaines mit einem zauberhaften Garten und Swimming Pool. Dort durften wir dann auch morgens unser leckeres Frühstück genießen, mit Blick ins Grüne. Bei Croissants mit Marmelade und frischem Kaffee kann man den Garten im Morgenlicht perfekt genießen!
Nougaterie Silvain |
Anschließend ging es weiter nach Saint Didier, wo wir der Nougaterie Silvain einen Besuch abstatten durften. Dort wird seit vielen Jahren türkischer Honig hergestellt. In Frankreich nennnt man ihn Nougat, nicht wundern… 😉
Der Familienbetrieb baut selbst Mandeln an und produziert Lavendelhonig – alles mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit! Und das bereits seit drei Generationen. Den beiden Gründern der Firma war Rücksicht auf die Umwelt immer schon sehr wichtig.
Der türkische Honig wird dort mittlerweile in großen Mengen hergestellt. Früher produzierten die Großmütter diesen immer nur zwischen den Erntezeiten, wenn nichts anderes zu tun war – jetzt ist er der Hauptfokus des Betriebes! Allerdings wird alles noch mit traditionellen Methoden hergestellt.
In Kupferkesseln wird die Mischung angerührt, dann mit großen Holzlöffeln auf ein Blech verteilt, mit Puderzucker bestäubt und glattgerollt. Je nach Sorte kommen zum Beispiel rote Früchte dazu, Spekulatius oder ganz klassisch Mandeln.
Mein Favorit war der weiche schwarze Nougat (tendre), den ich so noch nirgendwo gesehen habe. Er schmeckt sehr intensiv nach Honig. Aber auch die knusprige Variante mit gemahlenen Mandeln ist ungewöhnlich und sehr lecker. Ich kann ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass es dort den besten Nougat gibt, den ich je probiert habe.
Das fertige Produkt wird dann entweder in Barren abgepackt oder in Würfel geschnitten und mit Hilfe dieser altmodischen Maschine aus dem Jahr 1902 verpackt. Eigentlich ist es eher Handarbeit, denn jeder Würfel wird einzeln eingelegt! Die Maschine ist zwar uralt, aber lässt sich gut reparieren und tut immer noch ihren Dienst.
Im Shop kann man sich dann verschiedene Nougatwürfel zu einer Mischung zusammenstellen, aber auch Mandeln und Honig kaufen. Es war sehr spannend mal hinter die Kulissen der Nougat-Produktion zu schauen – wir haben uns dann natürlich auch im Shop ordentlich mit Mitbringseln für Familie und Freunde eingedeckt.
Kulinarisch hat die Provence definitiv einiges zu bieten, auch für Vegetarier! Türkischer Honig, leckere Tartes und tolle Lavendel-Produkte. Ein Besuch der Region lohnt sich auf jeden Fall.
*Reise auf Einladung vom Departement Vaucluse
2 Kommentare
Svenja
27. Juli 2016 um 18:47Liebe Ela, was für ein toller Reisebericht. Ich mag Orte an denen man nicht so viele bis keine Touristen findet und die das "wirkliche Leben" wiederspiegeln.
Ela
28. Juli 2016 um 8:10Liebe Svenja, danke dir, das freut mich sehr 🙂 Wir hatten dann in Nizza das totale Kontrastprogramm, hehe.. Kann beides spannend sein, aber lieber sind mir auch Ruhe und authentische Orte.
Liebe Grüße,
Ela