Kennt ihr diese Listen mit “30 Dingen, die du vor deinem 30. Lebensjahr gemacht haben solltest”? Auf meiner persönlichen Liste, so ganz ohne Altersgrenze, stand schon lange eine Alpakawanderung. Letztes Jahr ging mein Traum endlich in Erfüllung und ich durfte mit den flauschigen Tieren und lieben Freund*innen und Familie so eine Wanderung unternehmen.
Eckdaten zur Wanderung
- Es gibt verschiedene Anbieter*innen für Alpakawanderungen/Lamawanderungen, z.B. den Pointnerhof bei München.
- Die Anfahrt ist am einfachsten mit dem Auto (ca. 45 Minuten).
- Öffentlich: mit der S2 nach Markt Schwaben und dann mit einer regionalen Buslinie weiter (ca. 75 Minuten).
- Start direkt an der Scheune beim Hof mit 30 Minuten Infoveranstaltung.
- Anschließend geht man mit den Tieren ca. 45 – 60 Minuten eine Runde über Felder und durch den Wald.
- Festes Schuhwerk ist vor allem bei Regen/Matsch zu empfehlen.
- Für Hunde geeignet: nein (sie sind am Pointnerhof bei der Wanderung mit Lamas und Alpakas nicht erlaubt).
- Für Familien mit Kindern geeignet: Ja, aber bitte bei der Buchung angeben.
- Vor der Wanderung gibt es Tee oder Glühwein am Pointnerhof.
Alpakas oder Lamas?
Es ist eigentlich nicht so schwierig, sie zu unterscheiden. Lamas sind meistens deutlich größer und stämmiger. Sie haben außerdem längere Ohren als Alpakas. Das Fell von Alpakas ist feiner und gleichmäßiger als bei Lamas (und sowas von flauschig!). Spucken können übrigens beide, das tun aber gut sozialisierte Lamas und Alpakas nur unter Artgenossen und nicht auf Menschen! Es passiert eher zufällig, weil ihr im Weg steht, wenn ein Lama ein anderes anspucken möchte, das es nicht leiden kann 😉 Wenn euch ein Lama absichtlich und direkt anspuckt, dann ist es falsch sozialisiert. Das war das erste, was ich bei der ausführlichen Infoveranstaltung vor der Alpakawanderung gelernt habe.
Generell finde ich es richtig toll, dass man erstmal 30 Minuten lang etwas über die Tiere erfährt, bevor man ihnen begegnet. Ich war dankbar für den spannenden Input und hatte danach das Gefühl, besser auf “mein” Alpaka eingehen und sein Verhalten deuten zu können. Lamas und Alpakas sind grundsätzlich eher misstrauisch, aber auch neugierig. Eine lustige Kombination, die ihr Verhalten auch gut beschreibt. Sie gehen gern wandern oder spazieren, aber wünschen sich gleichzeitig eine sichere Führung und ihre Herde um sich herum. Je nach Charakter gehen sie gern vorne mit, sind eher gelassen oder etwas störrisch. Super ist, dass das Team die Tiere perfekt kennt und genau weiß, welches Lama oder Alpaka wie tickt.
Besonders süss ist übrigens, wenn die Alpakas Geräusche machen. Zum Beispiel, wenn sie sich langweilen, weil wir gerade eine Pause machen und herumstehen oder für Fotos posieren. Es klingt wie ein dezentes, leicht quengeliges Blöken. Ich war total überrascht, als ich es gehört habe!
Hallo Gerda! Meine Alpakawanderung
Mir wurde für die Wanderung ein weißes Alpaka namens Gerda zugeteilt. Gerda war noch etwas jünger und ein bisschen eigenwillig. Zuerst wollte sie direkt zurück in den Stall gehen, statt mit auf die Wanderung. Aber dennoch waren wir ein gutes Team und hatten eine schöne Wanderung. Einerseits musste ich als Halterin sicher und bestimmt sein, andererseits aber auch auf Gerdas Stimmung achten und sie nicht einfach herumzerren. Das würde den Tieren natürlich wehtun – und verständlicherweise werden sie auch sauer, wenn sie grob behandelt werden. Die Alpakas entscheiden übrigens selbst, wo sie in der Herde mitlaufen und neben wem sie unbedingt oder auf keinen Fall gehen wollen (sonst wird nämlich das andere Tier angespuckt und böse angeschaut). Die Leine hält man locker in der Hand und läuft mit Blick nach vorn gleichmäßig neben dem Tier. Wer ständig zur Seite schaut oder abrupt stehen bleibt, vermittelt Unsicherheit und sorgt für Nervosität.
Übrigens: Es ist sehr schade, aber weder Alpakas noch Lamas werden gern angefasst. Sie berühren sich auch gegenseitig nicht unbedingt absichtlich! Selbst ihre neugeborenen Babys schlecken sie im Gegensatz zu Kühen zum Beispiel nicht ab. Sie halten sich lieber zurück mit Körperkontakt. Das heißt nicht, dass sie bei jeder Berührung sofort ausflippen, aber wer sie überschwänglich herzen und kuscheln möchte, sollte das besser lassen. Sie müssen sich sowieso erstmal an uns gewöhnen – nach ein paar Minuten oder ein paar Hundert Metern kann man sie ruhig mal am Hals streicheln. Was sie gar nicht mögen: Wenn ihnen jemand auf den Kopf fasst oder sie von hinten überraschend anfasst. Einige Tiere sind gelassener, was Kontakt angeht und lassen ihn gutmütig zu. Andere mögen es überhaupt nicht. Das muss man respektieren. Ich kann das übrigens gut nachvollziehen – ich will ja auch nicht einfach von Fremden angefasst werden, die ich gerade zum ersten Mal sehe.
Gerda und ich sind wie gesagt gut klar gekommen und die Wanderung war wirklich schön. Die Alpakas und Lamas gehen zügig voran, kennen den Weg und ihre Lieblingsstelle zum Grasen. Und auf dem Heimweg Richtung Stall wird in freudiger Erwartung auf die Artgenossen nochmal ein Zahn zugelegt… Da war es fast schon schwer, Schritt zu halten! Aber das ist auch gleichzeitig schön zu sehen, denn wenn sie sich freuen, heim in den Stall oder auf die Koppel zu kommen, dann geht es ihnen dort wohl gut.
Insgesamt war das ein richtiger schöner Ausflug, den ich sehr empfehlen kann!
Tierwohl: Worauf muss ich achten?
Ich habe vor der Alpakawanderung ein bisschen recherchiert und hatte mehrere Kriterien – abgesehen davon, dass ich das Ganze in der Nähe von München machen wollte.
1. Erfahrung in der Haltung
Der Pointnerhof hält seit 2009 Lamas und Alpakas. Inzwischen sind es über 20 Alpakas und dazu sieben Lamas (wenn ich es richtig in Erinnerung habe). Da die Hofbetreiber*innen absolute Profis sind, nehmen sie inzwischen auch verwahrloste Tiere aus anderen Höfen oder Privathaltung auf, die sie dann gesund pflegen und in die Herde integrieren.
2. Artgerechte Haltung und liebevoller Umgang
Ich finde, schon auf Website oder Facebook sollte man herauslesen, dass die Lamas und Alpakas nicht ausschließlich zur finanziellen Bereicherung gehalten werden. Es muss eine Herzensmotivation dahinterstecken und eine Begeisterung für diese doch sehr spezielle Tierart. Den Eindruck hatte ich dann auch vor Ort im Pointnerhof! Toll finde ich auch, dass wenn ein Tier keine Lust hat auf die Wanderung mitzukommen, dass das auch respektiert wird. Es legt sich dann beispielsweise hin oder steht nicht auf, wenn es aus dem Stall geholt werden soll – dann darf ein anderes mit, das motivierter ist. Dass hier kein Zwang herrscht sehe ich als absolut tolles Kriterium.
3. Informationen vor der Alpakawanderung
Wie oben schon erwähnt, sollten die Besucher*innen vorab eine Unterweisung erhalten, wie man mit den Tieren umgeht und was No Go’s sind. So wird sichergestellt, dass die Tiere nicht verschreckt oder verletzt werden. Es soll ja schließlich allen Beteiligten Spaß machen. Ich bin bekanntlich ja kein Fan von Tieren in Gefangenschaft als “Unterhaltung”, weder in Zoos noch Delfinarien. Deshalb sind einerseits Respekt, Verständnis und Lerneffekt für mich essentiell. Andererseits sollten es domestizierte Tiere sein, die seit Jahrhunderten mit dem Menschen leben und keine Wildtiere. Trotzdem fällt es mir manchmal schwer, die Grenze zu ziehen und es wird ein ethisches Dilemma bleiben. Am liebsten beobachte ich Tiere in freier Natur. Aber andererseits habe ich seit zwölf Jahren einen Hund als Haustier.
Schreibt mir gern eure Meinung in die Kommentare!
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