Nachhaltiges Reisen heißt nicht, dass man stundenlang in ferne Länder unterwegs sein muss oder einfach nur einen CO2 Ausgleich für die Flugreise zahlt. Im Gegenteil: am besten sind sogar Reisen, die nicht in ferne Länder führen. Microadventures in eurer Umgebung sind meistens deutlich nachhaltiger als eine scheinbar “grüne” Fernreise. Das Konzept der microadventures wurde 2012 von Alastair Humphreys eingebracht. Dabei geht es darum, in der näheren Umgebung ein Abenteuer zu erleben. Das kann zum Beispiel eine Radtour sein, eine nächtliche Stadtführung, eine Kajakfahrt im Gebirgsfluss oder ein Tag im Hochseilgarten! Um euch zu inspirieren, eure Heimat zu erkunden, schlage ich euch heute fünf spannende Tipps vor.
Zeit draußen zu verbringen führt laut einer aktuellen Umfrage sogar dazu, dass man sich gesünder fühlt. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mir geht es besser, wenn ich regelmäßig Ausflüge in die Natur unternehme. Wer mit dem Rad, der Bahn oder zu Fuß unterwegs ist, kann ein microadventure nachhaltig gestalten.
1. Radausflug und Picknick
Ich fahre im Sommer gern mit dem Rad an die Isar. In München bietet sich unser schöner, renaturalisierter Fluss perfekt für eine kleine Auszeit an. Das muss nicht an den beliebten und vollen Brücken nahe der Innenstadt sein: nutzt die Gelegenheit und fahrt an eine besonders schöne Stelle am Wasser, die ihr für euch habt. Je nachdem wo ihr wohnt, könnt ihr natürlich auch einfach eine andere Radtour in der näheren Umgebung machen, die ihr schon lang vor hattet.
Das breite Kiesbett oder mit Gras bewachsene Buchten unter Bäumen bieten sich an der Isar für ein Picknick an. Früher haben Freund*innen von mir auch jeden Sommer eine Isar-Schlauchbootfahrt gemacht. Allerdings hat dieser Trend so zugenommen, dass es auf bestimmten Abschnitten nicht mehr empfehlenswert ist. Zu oft landen bei den Bootstouren Müll und Glasscherben im Wasser und die Natur leidet unter dem riesigen Andrang. Nachweislich wurden brütende Vögel vertrieben und es gab in den letzten Jahren diverse Rettungseinsätze, bei denen Betrunkene oder Gekenterte aus dem Fluss gezogen werden mussten. Eine Radtour und ein Picknick sind zwar etwas weniger aufregend, aber dafür auch umweltfreundlicher 😉 Wer trotzdem lieber im statt am Wasser unterwegs sein möchte: es gibt auch spannende Kajak-Wildwassertouren oder ihr mietet ein Hausfloß auf den Brandenburger Seen!
2. Ein Clean-Up am Wasser
Wichtig ist, dass ihr bei Ausflügen Müll nicht zurücklasst sondern gewissenhaft entsorgt. Dazu gehören auch Zigarettenkippen! Eine einzige Kippe kann nämlich 40 Liter Grundwasser verunreinigen. Sie gehören genauso wenig in die Natur wie Kronkorken. Bei einem Clean-Up letztes Jahr haben wir unglaubliche 690 Zigarettenkippen in 60 Minuten gefunden. Das hat mich wirklich sehr geärgert und sprachlos gemacht. Mit Kathrin von Fräulein Draußen mache ich am 11. Juli ein Isar-Clean-Up in München. Darauf freue ich mich schon sehr. Man lernt nette, motivierte Leute kennen und ist nebenbei noch ein paar Stunden draußen in der Natur. So ein Clean-Up könnt ihr natürlich überall machen: am Meer, am Flussufer oder an einem See. Das kann auf dem Land oder in der Stadt sein. Am 21.9.2019 ist World-Clean-Up-Day: An diesem Tag finden weltweit viele Aufräumaktionen statt, bei denen ihr auf Gleichgesinnte trefft.
Tipps, wie ihr euer eigenes Clean-Up organisiert, findet ihr bei meinem Arbeitgeber WDC.
3. Auf zum See!
Im Münchner Umland befinden sich viele schöne Seen. Manchmal fällt es schon fast schwer, sich für einen zu entscheiden. Meine Favoriten sind der Tegernsee und der Ammersee. Die Seen kann man gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. Je nachdem, wie das Wetter ist, kann man das Programm beim Ausflug auch spontan anpassen. Eine Wanderung am See geht aber eigentlich bei jedem Wetter. Wenn es regnet, könnt ihr zum Beispiel einfach eine Dampferfahrt machen oder in einem netten Lokal einkehren. Im Sommer plant am besten eine Pause an einem schönen Badeplatz ein. Dafür bieten sich zum Beispiel die Osterseen toll an! Ich liebe zwar Bergseen, aber auch am Baggersee in der Nähe gibt es tolle Möglichkeiten für microadventures. Und sei es nur, ein Tretboot auszuleihen oder endlich Stand Up Paddling auszuprobieren.
4. Ab nach oben
Vielleicht gibt es ja in eurer Nähe einen Hochseilgarten oder Baumwipfelpfad? Dort gibt es tolle Möglichkeiten, ein spannendes Abenteuer zu erleben. Egal ob mit Kindern oder Freund*innen, es ist für jede Altersgruppe etwas dabei. Meist werden auch verschiedene Schwierigkeitsgrade für Routen ausgeschrieben, so dass ihr keine bösen Überraschungen erlebt. Wer es noch etwas dramatischer haben möchte: vielleicht gibt es ja einen Flying Fox in eurer Nähe? Damit könnt ihr euch an ein Seil einklinken und von Plattform zu Plattform fahren! In München gibt es das zum Beispiel am Olympiapark.
Absolut einzigartig war auch mein Paragliding-Flug über dem Schloss Neuschwanstein. Von München aus ist es ein perfekter Tagesausflug und die Anreise ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Ich bin kein Adrenalin-Junkie und ein Fallschirmsprung oder Bungee-Jumping wäre mir zu heftig gewesen. Paragliding ist hingegen ziemlich easy – es gibt keinen freien Fall! Ihr sitzt natürlich mit erfahrenen Pilot*innen im Tandem-Schirm. Über das Steuern müsst ihr euch also keine Gedanken machen und könnt voll und ganz die Landschaft genießen. Mehr über dieses einzigartige microadventure habe ich hier zusammengefasst.
5. Tiere beobachten
Statt in den Zoo zu gehen, könnt ihr heimische Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Das geht eigentlich überall in Deutschland! Auf Sylt habe ich nach Schweinswalen und Kegelrobben Ausschau gehalten. An der Benediktenwand in Bayern leben zum Beispiel wilde Steinböcke, die man entlang einiger Wanderrouten beobachten kann. Rund um die Alpen von Berchtesgaden bis nach Südtirol gibt es zahlreiche Möglichkeiten, Murmeltiere zu entdecken. Im bayerischen Wald gibt es sogar wieder Luchse, die wird man aber wohl eher nicht zufällig bei einer Wanderung entdecken. Auch Biber kann man in vielen Regionen in Deutschland beobachten. Und dann ist da noch die Vogelbeobachtung, die sehr spannend und eigentlich überall möglich ist! Natürlich gilt bei nachhaltiger Tierbeobachtung: nicht anfassen sondern den Tieren ihren Freiraum lassen.
Mehr Inspiration für euch!
Nachhaltiges Reisen ist nicht nur auf meinem Blog ein großes Thema. Weil Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, haben vier andere Blogger*innen heute ebenfalls spannende Artikel zu nachhaltigem Reisen veröffentlicht:
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