Nachdenken/ Rezepte

DEUTSCHLAND ISST BUNT: LIBANESISCHER SCHMORTOPF

Deutschland isst bunt! Das Motto des Blogevents von Conny vom Blog Seelenschmeichelei, dem ich von ganzem Herzen zustimme. Wir sind so offen für kulinarische Einflüsse aus aller Welt, wir lieben Pizza oder indisches Essen – wieso achten wir nicht auch die Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen? Nicht nur Foodblogger sondern Blogger aus allen möglichen Bereichen mobilisieren unter dem Stichwort #BloggerFuerFluechtlinge gegen Rechts. Eine tolle Entwicklung, die ich unterstützen möchte!
Deutschland isst bunt
Seit ich denken kann, war ich davon überzeugt, dass wir hier in Deutschland mit unserer allseits bekannten furchtbaren Vergangenheit wissen sollten, was Krieg und Flucht bedeutet. Wie von heute auf morgen ein Leben zerstört werden kann, wie schnell man alles verlieren kann – nicht nur Besitztümer sondern auch Familie und Freunde, die Arbeitsstelle und die Würde. Wenn man darauf angewiesen ist, dass einem Fremde helfen, weil in der Heimat nur noch Chaos herrscht.
Scheinbar habe ich mich da getäuscht. Jede Woche liest man in der Zeitung von neuen Demos und Aktionen gegen Flüchtlinge, Hassbotschaften und “ich bin ja nicht gegen Ausländer, aber…”. Momentan schäme ich mich, in einem Land zu leben, dessen BürgerInnen sich so engstirnig, egozentrisch und unverschämt präsentieren. Wir haben alles, aber abgeben wollen wir nichts. Nicht mal den Menschen, die außer der Kleidung am Leib nichts mehr besitzen, deren Haus von einer Bombe getroffen wurde, deren Kinder vom IS verschleppt wurden und die seit Monaten oder sogar Jahren auf der Flucht unvorstellbare Scheusslichkeiten durchlebt haben. Diese Menschen schlafen heute vor überfüllten Erstaufnahmestellen auf der Straße, leiden bei 35 Grad Hitze großen Durst und bekommen keine ausreichende medizinische Versorgung. Diese Zustände kennt man aus Flüchtlingslagern auf der ganzen Welt – aber aus Deutschland und Österreich?
Als studierte Kultur- und Sozialanthropologin, die ihre Bachelorarbeit über Flüchtlinge und internationale Schutzsysteme geschrieben hat, könnte ich hier eine halbe Abhandlung schreiben über die grauenhafte Situation, über die Probleme in der Gesellschaft die zu Hass und Feindsinn und letztendlich Angst vor Fremden führen, über das Versagen staatlicher Mechanismen und Systeme. Da ich hier auf diesem Blog aber in erster Linie als Foodbloggerin spreche, will ich mit einem Rezept ein Zeichen setzen gegen Fremdenhass.
Aus Gründen habe ich ein Gericht aus dem Libanon gewählt – dieses Land beherbergt nämlich extrem viele Flüchtlinge. Mehr als ein Viertel der Bevölkerung sind Kriegsvertriebene. Weltweit ist der Libanon unter den drei Ländern, die gemessen an ihrer Bevölkerungszahl am meisten Menschen aufnehmen, vor allem aus Syrien (Quelle). Uns sollte bewusst sein, dass die Nachbarländer von Kriegs- und Krisengebieten nicht unbegrenzt Menschen aufnehmen können. Krieg geht alle Menschen etwas an! Und auch hier in Deutschland spüren wir nun die Auswirkungen. Wir können nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als hätten wir nichts damit zu schaffen.
Wir müssen uns unserer Verantwortung und unserem Anteil am Weltgeschehen bewusst sein! Auch wir sind Schuld daran, dass so viele Menschen ihr Zuhause verlieren – wegen unserer politischen Entscheidungen, wegen den Produkten die wir konsumieren und kaufen, wegen Waffenlieferungen, auf Grund unserer Kolonialgeschichte und Kriegen, an denen wir beteiligt waren. Also müssen wir uns konsequtenerweise auch in einer angemessenen Art und Weise um die Menschen kümmern, die deshalb alles verloren haben!
Mein Foodblogger-Beitrag zu Deutschland isst bunt ist dieser libanesische Schmortopf mit weißen Bohnen. Meinen gesellschaftlichen Beitrag zu einer angemessenen “Willkommenskultur” leiste ich unabhängig davon.
Schmortopf mit weißen Bohnen und Paprikajoghurt, dazu Pita und Baba Ganoush

Schmortopf mit weißen Bohnen und Paprikajoghurt

(Leicht abgewandeltes Rezept aus: Die libanesische Küche – Salma Hage)
150 g Perlgraupen
1 Dose weiße Bohnen
500 g geschälte Tomaten aus der Dose
2 – 3 Zwiebeln
3 Zehen Knoblauch
2 Karotten
2 Stangen Sellerie
1 EL Tomatenmark
3 Lorbeerblätter
1 TL Chiliflocken
1 TL getrockneter Oregano
2 TL geräuchertes Paprikapulver
1 Zimtstange
Salz Pfeffer
Olivenöl
frischer Koriander
100 g Naturjoghurt bzw. Soja-Naturjoghurt
1 TL geräuchertes Paprikapulver
1 EL Zitronensaft
Salz
Pfeffer
Beilage: Pita und Baba Ganoush
Bohnen in einem Sieb gründlich abspülen. Zwiebeln und Knoblauch schälen und fein hacken. Karotten und Sellerie waschen, halbieren und in Scheiben schneiden. In einem großen, schweren Topf Olivenöl erhitzen, Karotten und Sellerie darin etwa 5 Minuten anbraten. Dann die Zwiebeln dazugeben und glasig dünsten. Knoblauch hinzugeben und kurz mitrösten. Tomatenmark und Dosentomaten hinzugeben, kurz aufkochen lassen und dann die Graupen, den Lorbeer und die Zimtstange dazugeben. 30 – 40 Minuten köcheln lassen, dann die weißen Bohnen hinzugeben und weitere 10 Minuten köcheln lassen. Zimtstange und Lorbeer entfernen. Paprikapulver, Chili, Oregano, Salz und Pfeffer dazugeben und abschmecken.
Den Naturjoghurt mit Paprikapulver, Zitronensaft, Salz und Pfeffer verrühren. Koriander waschen, von den Stielen zupfen und fein hacken. Den Eintopf in Schüsseln servieren, darauf je zwei Esslöffel Paprikajoghurt verteilen sowie gehackten Koriander.
Libanesischer Schmortopf mit weißen Bohnen und Paprikajoghurt, dazu Pita
Libanesischer Schmortopf mit weißen Bohnen und Paprikajoghurt, dazu Pita

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10 Kommentare

  • Antworten
    Iss wie es is
    21. August 2015 um 7:29

    Liebe Ela, ein guter und wichtiger Beitrag. Ich finde wir sollten alle zu einer bessere Welt beitragen und den Menschen helfen, die unsere Hilfe brauchen. Ich finde die Aktion toll und werde auch daran teilnehmen :). Liebe Grüße Svenja

    • Antworten
      Ela
      21. August 2015 um 7:32

      Danke Svenja! Freut mich, dass du mit dabei bist 🙂 Je mehr Foodblogger ein Zeichen setzen, desto besser! Bin gespannt, was du schreiben wirst.
      Viele liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Sarah Se
    21. August 2015 um 8:50

    Danke für den tollen Beitrag. Bin auch ein großer Fan von Connies Aktion und denke, dass man seine Leser als Foodblogger ruhig ein bisschen wachrütteln kann. Bin auch gerade am Überlegen einen Beitrag für die Aktion beizusteuern.

    LG Sarah

    • Antworten
      Ela
      21. August 2015 um 8:55

      Danke Sarah! Wär klasse wenn es bei dir noch klappt, je mehr mitmachen desto besser 🙂
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Sandra von from-snuggs-kitchen
    21. August 2015 um 12:06

    Eine wirklich großartige Aktion! Und ja, für einen Teil der Bevölkerung hier kann man sich wirklich schämen…

    Aber zurück zu Deinem Gericht – schön bunt und sicherlich auch gut sättigend! Den Zimt darin stelle ich mir geschmacklich ganz wunderbar zu den restlichen Zutaten vor.

    • Antworten
      Ela
      21. August 2015 um 15:59

      Danke Sandra, freut mich sehr, dass dir das Rezept gefällt! In libanesischen Gerichten sind Eintöpfe häufig mit Zimt, das finde ich total klasse. Schmeckt nämlich hinreißend!
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Seelenschmeichelei
    22. August 2015 um 14:09

    Liebe Ela,
    was für ein toller bunter Beitrag. Ich hätte große Lust auf eine grooooße Schüssel.
    Dank dir von Herzen, alles Liebe
    Conny

    • Antworten
      Ela
      24. August 2015 um 7:50

      Danke Conny, freut mich 🙂 Ich hoffe es kommen noch viele Beiträge zusammen!!
      Liebe Grüße
      Ela

  • Antworten
    mehlstaubundofenduft.com
    31. August 2015 um 6:47

    Liebe Ela, es geht mir richtig das Herz auf bei, wenn ich auf all den Seiten, die ich gern besuche, sehe, das hier das Herz am richtigen Fleck sitzt. Ich hatte selbst anfangs länger überlegt, ob ein politisches Statement auf einen Foodblog passt, jetz kann ich nur sagen: jeder der eine Stimme hat, soll sprechen, je mehr umso besser. Danke für deine Stimme und deinen Beitrag. Liebe Grüße, Susanna

    • Antworten
      Ela
      31. August 2015 um 7:11

      Danke Susanne! Freut mich zu hören 🙂 Ich bin auch begeistert, wie viele Foodblogger sich ganz klar gegen Rechts positionieren.. Das ist so wichtig!
      Viele liebe Grüße
      Ela

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