Die Seiser Alm ist die größte Hochalm Europas und misst stolze 56 km² (auf italienisch wird sie Alpe di Siusi genannt). Da sie mehr oder weniger auf unserem Weg Richtung Meran lag, haben wir ihr einen Besuch abgestattet. So ganz warm geworden sind wir nicht mit diesem Ort – auch wenn die tollen Bergpanoramen durchaus beeindruckend waren…
Bergpanorama vom “Schlern” auf der Seiser Alm |
Anfahrt
Mit dem Auto kann man im Sommer zwar theoretisch bis hoch zur Alm fahren, praktisch ist die Straße aber zwischen 9 und 17 Uhr gesperrt und es darf auch nur eine bestimmte Anzahl an Autos zur Seiser Alm hochfahren. Das heißt, man muss bereits vor 9 Uhr morgens oben sein und kann die Alm erst ab 17 Uhr wieder verlassen, oder man fährt mit der Seilbahn hoch. In Seis gibt es einen großen Parkplatz direkt an der Talstation. Wir haben uns für diese Variante entschieden – pro Person kostet die Berg- und Talfahrt 17 Euro. Für Hunde gilt Maulkorbpflicht und das wird auch strengstens kontrolliert am Einlass – wer keinen dabei hat, kann aber in den umliegenden Geschäften einen erwerben.
Die Talstation ist eine Art kleines Shoppingcenter, ebenso die Bergstation – von Wanderstöcken über Skikleidung kann man dort alles erwerben. Das zeigt bereits wie touristisch dieser Ort ist. Leider ist der Einsteig an der Talstation etwas chaotisch, die Gondeln halten nicht sondern fahren in langsamem Tempo weiter wie ein Skilift, so dass man hineinspringen muss. Da wird auch gern mal in der Menge geschubst und gedrängelt, denn es gibt keine Schlange nach der Einlasskontrolle – meine Laune war am Tiefpunkt, als mich ein italienischer Tourist zur Seite gestossen hat um selbst schneller in die Gondel zu kommen. Mit dem Hund in die Gondel zu springen ist auch nicht ganz einfach, ich habe ihn dann auf den Arm genommen und hinein gehoben. Wahrscheinlich würde ich das nächste Mal lieber früh morgens mit dem Auto hochfahren, auch weil ich die Preise für 15 Minuten Fahrt recht hoch finde.
Infrastruktur auf der Seiser Alm
Wir hatten das Pech, zu einem großen Volksfest dort zu sein. Es war unfassbar viel los, Stände mit Speck und anderen Südtiroler Spezialitäten, Volksmusik und Menschenmassen. Der Speck war insofern problematisch, weil mir vom Geruch bei der Sommerhitze fast übel geworden ist, während der Hund magisch von den Ständen angezogen wurde.. 😉
Besorgt euch direkt am Eingang der Tal- oder Bergstation eine Wanderkarte und überlegt in Ruhe, wo ihr hinwollt. Einfach draufloslaufen ist nicht so schlau – die Wege und Wiesen sind teilweise eng abgesperrt und eine tiefe Schlucht durchtrennt die Alm nahe der Bergstation. Wir sind zuerst in Richtung eines Berges gelaufen, weg vom Trubel der Station – grober Fehler, denn es ging nur zu einem Skilift und dann bergab in ein bewaldetes Tal. Dort wollten wir nicht hin… Also alles zurück und von vorn!
Generell ist die Alm voll mit Skiliften bzw. Panoramaliften. Ein Fotomotiv ohne Masten und Kabel zu finden ist eine Herausforderung rund um die Station. Abgesehen davon gibt es dort auch geteerte Straßen, die in Dörfer führen, die typische Wanderatmosphäre kommt nicht sofort auf. An der Station ist ein kleines Dorf, das praktisch nur aus Hotels und Restaurants besteht, weiter entfernt gibt es dann einzelne Hütten.
Wir haben uns letztendlich für einen Wanderweg zur Rauchhütte entschieden. Theoretisch kommt man auch über die Straße mit dem Bus dorthin, aber wir haben einen ruhigeren Weg bevorzugt, wo man auch einen schönen Blick auf die Berge hat. Unterwegs sind wir Ziegen, Pferden und Kühen begegnet – dass die Alm wirklich auch bewirtschaftet wird, merkt man also.
Wandern mit Hund auf der Seiseralm |
Den Unterschied zu anderen Wanderregionen bemerkt man recht schnell – was auf der Karte wie eine kurze Strecke aussieht, darf man absolut nicht unterschätzen. Die Alm ist riesig und Zeitangaben auf der Karte und Schildern am Wegrand fehlen völlig oder sind falsch, was ich etwas fahrlässig finde in Anbetracht der Tatsache, dass so viele unerfahrene Touristen dort wandern gehen. (Wir haben zum Beispiel im Abstand von 30 Minuten zwei Schilder mit der gleichen Zeitangabe zum Ziel gesehen, an anderen Schildern gab es gar keine Zeitangabe). Die Strecke die wir rausgesucht hatten, sah kurz und machbar aus, war es aber absolut nicht.
Wir haben die ausgewählte Strecke von der Hütte zurück zur Bergstation völlig unterschätzt. Total entkräftet haben wir schließlich abgebrochen und sind zur nächsten Busstation gelaufen, was nochmal über eine Stunde gedauert hat. Da auf der Karte alles nicht weit aussieht, unterschätzt man die Strecken leicht. Also vorab unbedingt klären, welche Strecke ihr machen wollt und wie lang diese dauert. Der Weg Bergstation – Rauchhütte – Bergstation ist auch für Anfänger kein Problem, wer weiter wandern will passt bitte besser auf als wir 😉
Hier findet ihr alle Wanderwege aufgelistet.
Jause auf der Rauchhütte
Die Rauchhütte war ein Glückstreffer, innen eine urige Stube, aber die Toiletten und Küche sind sehr modern renoviert. Vom großen Andrang nicht abschrecken lassen, die Bedienung schreibt eure Namen auf und wenn ein Platz frei wird, ruft sie euch! Im Sommer sitzt man am besten draußen auf der Terrasse und isst Knödel oder Kaiserschmarrn. Vegetarier*Innen passen wie überall in Südtirol bitte gut auf – wir haben bei den Knödeln extra gefragt, ob diese mit Speck sind und haben uns dann für speckfreie Buchweizenknödel mit Pilzen entschieden, serviert wurden die aber in einer Bratensauce…
Ich habe mich dann dem Kaiserschmarrn gewidmet, der vegetarisch und superlecker war. Außerdem reicht eine Portion locker, um satt zu werden (als Nachtisch dann besser zu zweit essen). Der Blick von der Hütte auf die Berge ist herrlich, nehmt euch genug Zeit für eure Mittags- oder Kaffeepause dort! Wir hätten ewig auf der Terrasse sitzen können bei dem schönen Blick…
Fazit
Die Seiser Alm ist zwar stellenweise wunderschön, aber unglaublich touristisch. Ich wurde schon vorgewarnt und war mir dessen eigentlich bewusst, aber es war doch schlimmer als ich erwartet hatte. Ich würde nicht nochmal hinfahren, aber wenn man sich vorab einen geeigneten (und etwas ruhigeren) Wanderweg aussucht statt einfach draufloszugehen ist es sicherlich ein schöneres bzw. runderes Erlebnis als wir es hatten. Die Berge sind wunderschön anzusehen, wenn man die unzähligen Skilifte hinter sich lässt!
4 Kommentare
Claudia
27. November 2016 um 10:25hach ja dass südtirol (also seiser alm und co) schön ist hab ch schon immer gedacht. bei mir gehts um weihnachten neujahr ins wellnesshotel meran richtig ausspannen 🙂 bei dir siehts aber auch echt traumhaft aus!
LG Claudia
Ela
28. November 2016 um 8:24Liebe Claudia, Südtirol hat mich wirklich begeistert, ich habe selten eine Region gesehen in der so viele tolle Natur-Sehenswürdigkeiten auf einen Haufen sind wie im Hochpustertal 😉
Meran fand ich auch wunderbar, wir waren dort in der Nähe im Hotel Muchele und im veganen Gourmet Restaurant Nutris (Beiträge dazu habe ich schon gepostet). Ich wünsch dir eine wunderbare Zeit und dass du dich gut erholen kannst!
Alles Liebe,
Ela
Carolin
3. Dezember 2016 um 22:30Erstmal: wunderschöne Fotos! Die Seiser Alm gehört auch für mich zu den Gegenden, bei denen ich nicht so wirklich weiß, welche Meinung ich habe.Die Aussicht ist fantastisch und es gibt auch einige Wanderwege, die toll sind. Die muss man aber erst mal finden. Die Wege, die an der Bergstation starten, sind fast alle ziemlich langweilig. Wir sind immer im Herbst dort, dann ist es um einiges ruhiger dort.
Viele Grüße
Carolin
Ela
4. Dezember 2016 um 15:28Liebe Carolin, danke dir! Freut mich, dass dir die Bilder gefallen 🙂 Jetzt bin ich erleichtert, dass es auch anderen geht wie mir… Danke für den Tipp – falls wir nochmal hinfahren, kümmere ich mich auf jeden Fall vorher um eine schöne Wanderroute und fahre noch ein bisschen später als Anfang September.
Liebe Grüße,
Ela