Eigentlich war ich IM und nicht AM Reschensee! Südtirols größter See mit dem tollen Bergblick wurde nämlich gerade komplett ausgelassen, als ich dort vorbeigekommen bin. Ein Stausee ist kein Natursee und somit muss ab und zu überprüft werden, ob eventuell Risse vorhanden sind. Auf dem Weg zum Hotel Sand war fast kein Wasser mehr im See. Auf dem Rückweg war er schon wieder etwas besser gefüllt und so habe ich dort eine Pause eingelegt und einen Nachmittag am Reschensee verbracht.
Zuerst wollte ich unbedingt zum Wahrzeichen der Region: dem versunkenen Kirchturm. Als der Stausee in den 1950er Jahren geschaffen wurde, musste nämlich ein ganzes Dorf dran glauben und wurde geflutet. Hunderte Familien verloren ihre Heimat und ihre Existenz. Übrig blieb vom Ort nur der Kirchturm, der noch immer aus dem Wasser ragt. Da das Wasser aber viel zu niedrig war, kam mir das Motiv unspektakulärer vor als gedacht. Wo sonst Schiffe um den alten Kirchturm fahren, war nur ein sandiges Becken zu sehen. Noch dazu erschien mir der Parkplatz an diesem beliebten Fotomotiv dermaßen überlaufen, dass wir direkt weitergefahren sind. Wieso das gleiche Bild machen wie Hunderttausend andere Tourist*innen? Der See ist so riesig und trotzdem wollen alle auf den gleichen Parkplatz und ein Foto von dort aus machen. Stattdessen wollte ich mir lieber am anderen Ende des Sees mein eigenes Motiv suchen. Das war eine gute Entscheidung, denn dort war es wunderbar ruhig!
Der Beste hat sich sein Mountainbike geschnappt und eine der schönsten Bike-Regionen Südtirols unsicher gemacht. Die 3-Länder-Enduro-Trails sind ein Paradies für Mountainbike-Fans. Es gibt einen Lift-Tagespass für 28 Euro, mit dem man viele verschiedene Trails ausprobieren kann. Für mich ist das leider nichts. Ich bin froh, wenn ich mit meinem 5-Gänge-Rad die paar Kilometer von meiner Wohnung bis an die Isar schaffe… Deshalb habe ich mich am Reschensee anderweitig beschäftigt!
Die Verlockung war groß, in den ausgelassenen See hinunter zu steigen. Der Hund und ich sind also munter durch den weichen Sand gestapft und haben einige Halbinseln erkundet. Bei fast 30 Grad war das kühle Nass auch eine willkommene Abwechslung für den Hund.
Nachdem wir einige Zeit im See herumgelaufen sind, ging es über das Geröll zurück zum Ufer und von dort aus am See entlang. Die Sonne brannte unbarmherzig herunter und ehrlich gesagt ist der Weg direkt am See entlang nicht so spektakulär. Schon von weitem fiel mein Blick allerdings auf ein kleines Schlösschen mit Seeblick, das sich als italienisches Restaurant und kleine Pension entpuppte. Dort fand ich die mit Abstand schönste Terrasse am Reschensee: Bergblick direkt über den See, umrandet von blühenden Bäumen! Und der Boden war weiches, grünes Gras statt Fliesen – perfekt für den Hund, der es sich sofort bequem bemacht hat.
Eine große Portion Spagetthi mit Tomatensauce für mich und eine große Schüssel Wasser für den Hund und wir waren zufrieden. Später gab es noch eine köstliche Mandelschnitte und einen richtig feinen Apfelstrudel (ohne Rosinen!). Natürlich warm und mit Vanilleeis… Die Stunden vergingen wie im Flug. Statt wie geplant nach etwa einer Stunde weiter Richtung Heimat zu fahren, blieben wir über drei Stunden am Reschensee.
Etwas Zeit muss man ins Schlösschen allerdings mitbringen. Der Service ist eher von der gemütlichen Sorte, dafür äußerst charmant. Es ist bei diesem Ausblick auch wirklich kein Problem, etwas länger zu warten!
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