Nachdenken

WARUM ICH MIT PLASTIK EIN PROBLEM HABE

Jede Minute landet eine Tonne Plastik im Meer. Als ich das gehört habe, sind unzählige Fragen in meinem Kopf aufgetaucht: Wie kommt das ganze Plastik überhaupt ins Meer? Welche Schäden richtet es dort an? Was ist Mikroplastik? Wer ist schuld an der Verschmutzung unserer Meere? Und gibt es ein Leben ohne Plastik?

Gemeinsam mit meinen Kolleg*Innen bei Whale & Dolphin Conservation (WDC) habe ich mich also hingesetzt und nachgeforscht. Dabei sind erschreckende Informationen aufgetaucht, die mir zuvor so nicht bewusst waren – zum Beispiel wird es 2050 mehr Plastik im Meer geben als Fische, wenn wir nicht bald etwas an unserem Konsumverhalten ändern. Das hat mich nachdenklich gestimmt – auch als Privatperson, außerhalb der Arbeit. Was kann ich in meinem Alltag verändern?

Arbeit und Beruf lassen sich manchmal schwer trennen – in diesem Fall sind die Grenzen aber endgültig verschwommen. Wenn ich täglich Informationen recherchiere und Texte schreibe über die Vermüllung unserer Ozeane für unsere Kampagne „Weniger Plastik ist Meer“, betrifft das letztendlich auch mein Privatleben. Beim Spaziergang mit meinem Hund fällt mir zum Beispiel täglich auf, wie viel Plastik eigentlich überall herumliegt – im Park, auf der Straße, vor unserem Haus. Und dieses Plastik landet womöglich im Meer, wo es großen Schaden anrichtet!

80 % des Plastiks im Meer stammt nämlich von Land. Es gelangt zum Beispiel über unser Abwasser oder durch Wind und Wetter ins Meer, wie dieser „Dokumentarfilm“ über das Leben einer Plastiktüte wunderbar zeigt. Bei WDC ist die Frage, wie das Plastik eigentlich ins Meer kommt, auch immer wieder aufgetaucht – wir haben recherchiert und die Infos von zwei Künstlern in einer Illustration graphisch darstellen lassen:

Wie kommt das Plastik ins Meer

Als Wal- und Delfinschutzorganisation haben wir natürlich eine sehr eingeschränkte Zielgruppe, gerade in Deutschland. also habe ich mir überlegt, Blogger und Journalisten zu mobilisieren, dieses Thema vor einer ganz anderen Zielgruppe anzusprechen. Im Rahmen eines Workshops in München haben wir gemeinsam mit Experten das Thema Plastik von verschiedenen Seiten vorgestellt, diskutiert und Ideen ausgetauscht – und diese Ideen und Infos erreichen nun hoffentlich euch alle!

Plastik enthält viele giftige Inhaltsstoffe. Und leider ist Mikroplastik inzwischen sogar im Bier oder im Fisch – wir konsumieren es also nicht nur als Verpackung, sondern auch als Inhaltsstoff. Wenn wir Schneidebretter aus Plastik oder zerkratzte Plastikdosen zur Aufbewahrung von Lebensmitteln verwenden, gelangen diese Inhaltsstoffe ebenfalls in unsere Nahrung.

Doch nicht nur wir sind davon betroffen – im Meer sterben viele Tiere einen grausamen Tod, weil sie Müll schlucken, der ihren Verdauungstrakt blockiert – sie verhungern mit einem Magen voller Plastik. Sie verheddern sich in alten Netzen und Leinen, die im Meer herumschwimmen. Giftige Inhaltsstoffe im Mikroplastik bringen ihren Hormonhaushalt durcheinander. Vögel bauen ihre Nester aus Plastik statt aus natürlichen Materialien.

Müll am Hafen auf Borneo
Jede Menge Müll – nur wenige Meter von der Küste entfernt (Borneo)

Was bedeutet das jetzt für meinen Alltag?

Hier bin ich Food- und Reisebloggerin, daheim bin ich Privatmensch, in der Arbeit bin ich Walschützerin. Das passt in der Regel sehr gut zusammen, aber bisher hat ein spezielles Thema aus meiner Arbeit noch nie so stark zu einer Veränderung in meinem Alltag geführt: Dass ich nämlich auf unnötiges Plastik weitestgehend verzichten möchte!

Eigentlich versuche ich schon länger, Verpackungsmüll und Mikroplastik zu vermeiden. Zum Beispiel, indem ich bei einem Händler einkaufe, der fast alles Obst und Gemüse unverpackt anbietet und Lebensmittel wie Joghurt oder Gewürze in Gläsern verkauft. Beim Bäcker bringe ich morgens einfach meine eigene Baumwolltasche für die Semmeln mit. Viele Lebensmittel wie Oliven, Reis & Co kann man sich in mitgebrachte Behälter abfüllen lassen. Seife gibt es in unserem Badezimmer am Stück statt im Plastikspender. Peelings (die oft Mikroplastik enthalten) mache ich selbst aus Salz und Olivenöl. Das waren einfache Schritte – doch in meinem Alltag ist viel mehr Plastik, als mir auf den ersten Blick aufgefallen ist.

Oliven auf dem Markt
Statt Oliven im Plastikbehälter zu kaufen – einfach selbst einen Behälter mitbringen!

Zum Beispiel in der Kleidung, die ich wasche – mit jedem Waschgang gelangen pro Kleidungsstück bis zu 2000 Faserteilchen ins Abwasser, die meine Waschmaschine nicht herausfiltern kann. Mein Klopapier ist zwar recycelt, aber ich kaufe es im Supermarkt in Plastik verpackt. Viele Produkte gibt es gar nicht ohne Plastik in normalen Supermärkten zu kaufen, wie zum Beispiel Zahnpasta oder Käse. Bei Kosmetik wird es noch schwieriger: kaum eine Creme oder Mascara gibt es ohne Plastikverpackung. Dazu kommen Dinge, die keine Wegwerfartikel sind, aber irgendwann trotzdem kaputt gehen: Laptops, Handys, Fotoapparate…

Es geht nicht nur mir so! Nach unserem Workshop hat zum Beispiel Maddie von dariadaria.com versucht, einfach mal auf Plastik zu verzichten. Weit voraus ist uns allen Shia, die seit langem schon nach dem Zero Waste Konzept lebt. Ihr Müll aus den letzten acht Monaten passt in ein Einmachglas! Ihren Blog Wasteland Rebel habe ich schon länger in meiner Blogroll und hoffe, der*die ein oder andere von euch hat ihn bereits entdeckt. Bei ihr kann man nämlich eine Menge lernen in Sachen Plastikverzicht und Müll reduzieren!Wer überhaupt erstmal einen Blick dafür bekommen will, wie es ohne Plastik in unserer Konsumwelt aussehen würde, kann ja mal einen Unverpackt-Supermarkt besuchen. Dort fällt einem erst so richtig auf, was standardmässig alles in Plastik verpackt wäre. Eine Liste mit verpackungsfreien Supermärkten gibt es hier!

Unverpackt Supermarkt BerlinUnverpackt Supermarkt Berlin

Ich staune noch immer, wie sehr Plastik in unseren Alltag integriert ist. Wir bewahren Essen in Plastikdosen auf oder nehmen es darin mit zur Arbeit, unsere Kleidung ist aus synthetischen Materialien gemacht, Handtaschen und Rucksäcke ebenfalls. Mein Laptop, mein Handy, meine Brille. Der Film „Plastic Planet“ zeigt das deutlich und die neue Dokumentation „A Plastic Ocean“ geht noch mehr auf die Konsequenzen für unser sensibles Ökosystem ein.

Es ist Zeit, etwas zu verändern – für jede*n von uns! Ein paar Tipps und Hintergründe findet ihr bei WDC, bei vielen Bloggern (zum Beispiel bei den anderen Workshop-Teilnehmern einbisschenvegan, the waitress, blickgewinkelt), in Zeitschriften oder Filmen. Wichtig ist, überhaupt erst mal ein Bewusstsein für Plastik zu schaffen und dieses auch weiterzugeben. Redet mit anderen Menschen aus eurem Umfeld darüber und verzichtet auf Plastik, wenn es Alternativen gib!

Plastik schadet uns und unserem Planeten!

Das könnte Dir auch gefallen

10 Kommentare

  • Antworten
    Küchenmamsell
    17. Mai 2016 um 16:44

    Ganz ehrlich: wenn Leute nicht einfach alles hinschmeißen würden, wo sie gerade stehen, wäre schon eine Menge erreicht. Ich bin ein friedliebender Mensch, aber ich pöble jeden laut an, der vor meinen Augen etwas auf die Straße oder sonstwohin wirft. Ich HASSE diese Leute. Allein dass der Großteil des Strandmülls aus Kippenstummeln besteht, spricht Bände.

    • Antworten
      Ela
      17. Mai 2016 um 17:57

      Ohje, das kenn ich nur zu gut… Leider kommt man aber mit Aggression bei diesen Leuten oft nicht weiter. Ich bin auch eher der Typ, der dann sauer wird – aber hab festgestellt, dass die Menschen dann sogar eher noch ihr Verhalten verteidigen. Ich bin froh, dass ich jetzt so viele Fakten parat habe – wenn jemand seine Kippe hinschmeisst, kann ich sagen – 38 % des Mülls den man am Strand findet sind Zigarettenstummel! Ist das nicht grauenhaft? Und vielleicht denkt die Person dann auch mal drüber nach, ob er*sie in so einer Müll-Welt leben möchte 😉
      Ich hoffe jedenfalls, dass mal ein Umdenken stattfindet und es verpönt sein wird, Müll auf der Straße wegzuwerfen. Und dass man natürlich von vornherein auch gar nicht so viel Müll produziert!
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Franzi Schädel
    18. Mai 2016 um 6:35

    Danke für diesen wunderbaren Artikel liebe Ela! Ich bin immer noch so traurig, dass ich bei eurem schönen Event nicht dabei sein konnte. *seufz*

    • Antworten
      Ela
      18. Mai 2016 um 7:20

      Danke Franzi! Finde es auch sehr schade, dass wir uns nicht persönlich kennenlernen und austauschen konnten! Aber vielleicht ergibt sich ja mal wieder die Gelegenheit 🙂
      Ich bin jedenfalls froh, dass du dich auch schon so toll mit dem Thema auseinander gesetzt hast. Deine drei Blogbeiträge mit Ideen zum Thema plastikfrei leben finde ich super und total alltagstauglich! Genau sowas brauchen wir 🙂
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    scrapkat
    18. Mai 2016 um 10:55

    Danke für den Artikel! Ich würde gerne auch mehr unverpacktes kaufen. Aber ich müßte ca. 200km weit fahren, was mir für den Wocheneinkauf dann doch ein wenig weit ist und sich in der CO2 Bilanz auch nicht grad toll machen würde 🙁
    Auch wenn sich das Plastik vielleicht nicht immer ganz vermeiden läßt, so ist es immer wieder gut mal einen Denkanstoß zu bekommen 🙂 So findet man gelegentlich doch vielleicht auch mal wieder Punkte, die man ändern kann!
    Gruß scrapkat

    • Antworten
      Ela
      18. Mai 2016 um 11:04

      Ich glaube auch nicht, dass Unverpackt Läden die Lösung sind – wir müssen eher schauen, wie wir im Alltag auf Plastik verzichten könnten. Sprich, du nimmst zum normalen Supermarkt deine eigenen Tragetaschen aus Baumwolle mit. Und für Zwiebeln, Tomaten & Co dünne Stoffbeutelchen oder Netze. Damit ist schon mal sehr viel getan!
      Dann kannst du auf Zahnpasta oder Peeling mit Mikroplastik verzichten. Dein Essen in Metallbrotdosen selbst mit zur Arbeit nehmen anstatt in Styropor gepacktes Fast Food zu kaufen. Etc… 🙂
      Ich bin mir sicher, du wirst gute Wege finden, Plastik in deinem Alltag zu reduzieren! Bei manchen Dingen geht es nicht so einfach, aber man muss ja auch nicht alles auf einmal umstellen.
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Franziska von Grünes Element
    18. Mai 2016 um 12:48

    Liebe Ella,
    stammt nicht eigentlich aller Plastikmüll vom Land? Oder welche originären Quellen für Plastik gibt es im/auf dem Meer? Woher stammen denn die übrigen 20%?
    Auch Müll von Schiffen, Plattformen, etc. wurde ja an Land produziert… Ich bin etwas verwirrt, auch weil ich unter https://grueneselement.wordpress.com/ selbst über Plastik und andere Umweltthemen blogge.
    Danke für eine Antwort und viele Grüße,
    Franziska

    • Antworten
      Ela
      18. Mai 2016 um 12:59

      Liebe Franziska, bitte nicht missverstehen 🙂 Aller Müll stammt vom Mensch und wurde von uns hergestellt. Aber mancher wird erst auf dem Meer zu Müll – zum Beispiel verloren gegangene Fischernetze, absichtlich weggeworfenes Fischereigerät, Ölplattformen, Schiffsmüll…
      Ich habe diese Info so dargestellt, weil viele Menschen denken, der Müll im Meer käme nur von diesen Quellen. Wer sich schon länger mit Plastik und Müll auseinandersetzt wie du, glaubt das natürlich nicht 😉 Aber ich habe viel mit Menschen gesprochen und die meisten denken, der Müll im Meer kommt von Schiffen und vom Strand. So oft habe ich schon die Aussage gehört "Aber ICH schmeiss doch keinen Müll ins Meer!". Deshalb die Grafik, die zeigt, wie der Müll von uns (von Land) ins Meer gelangt.
      Liebe Grüße,
      Ela

  • Antworten
    Elsa Spirellis Allerlei
    18. Mai 2016 um 14:24

    Wow! Das ist ja der Wahnsinn. Ich wusste ja, dass Müll im Meer landet und dass es haufenweise Plastikmüll gibt, aber soviel, das ist echt der Hammer. Vielen Dank für deinen Weckruf, ich hoffe, dass ganz ganz viele deinen tollen Artikel lesen und sich mal bewusst machen, wie viel Plastik wir wirklich Tag für Tag verwenden.
    Wir haben zwar auch schon einiges umgestellt, aber da werde ich mir auf alle Fälle auch nochmal Gedanken machen, wie man noch mehr Plastik vermeiden kann!

    Vielen lieben DAnk und liebe Grüße
    Elsa

    • Antworten
      Ela
      18. Mai 2016 um 14:45

      Liebe Elsa, danke für deinen lieben Kommentar! Ich bin froh, dass hier einige Infos zu finden sind, die man noch nicht kannte. Das ist ja für viele Menschen (auch für mich selbst!) ein großer Ansporn, etwas zu verändern. Man lebt halt so vor sich hin, bei manchen Sachen ist man umweltbewusst und bei anderen nicht so – aber eigentlich wäre noch so viel mehr möglich! Da muss ich mir auch an die eigene Nase fassen und mir ebenfalls Gedanken machen.
      Liebe Grüße und danke für deinen Beitrag zu einer plastikreduzierten Welt,

      Ela

    Hinterlasse eine Antwort