Frankreich/ Reisen

POITIERS: DER VERBRANNTE KÄSEKUCHEN

Dass ich aus Poitiers* vor allem mit einer starken Sehnsucht nach “verbranntem” Käsekuchen zurück kommen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Doch diese lokale Delikatesse, genannt “Tourteau fromagé”, hat es mir wirklich angetan. Zuerst fand ich ihn am Frühstücksbuffett meines Hotels und dachte mir – was ist das denn? Ein kugelrunder Kuchen, außen schwarz und glatt, innen reinweiß und fluffig wie ein Soufflé.

Ich erinnerte mich daran, von diesem Kuchen schon bei meiner Recherche über Poitiers gelesen zu haben – und musste ihn natürlich probieren. Der Geschmack hat mich total überzeugt und seither überlege ich, wie ich eine kontinuierliche Tourteau-Lieferung nach München sicherstelle. Einer durfte mit mir im Flugzeug nach München reisen, sein Urlaub in Bayern fand jedoch ein jähes Ende auf meinem Frühstückstisch am nächsten Morgen 😉

Tourteau fromage
Tourteau fromagé

Poitiers hat noch mehr kulinarische Highlights zu bieten – die Einheimischen verbrennen nicht nur absichtlich ihre Käsekuchen, sie verprügeln auch Kekse.. 😉 Ein paar lokale Spezialitäten sowie die schönsten Sehenswürdigkeiten stelle ich euch in diesem Beitrag vor! Ich habe außerdem drei tolle Restaurant-Tipps für euch: ein schickes Dinner, ein gemütlicher Teesalon und das Szenelokal der Stadt.

Essen gehen in Poitiers

Jasmin-Citronelle ist die perfekte Anlaufstelle, wenn ihr euch die Innenstadt von Poitiers anschaut und eine Kleinigkeit essen wollt. Vor allem an grauen Herbsttagen fühlt man sich in dem kleinen Lokal sofort wohl, es ist gemütlich und bunt. Die Terrasse im ruhigen Innenhof ist perfekt für eine Auszeit an wärmeren Tagen.

Jasmin-Citronelle Teesalon in Poitiers

Zu essen gibt es leckere Quiches mit Salat oder diverse Kuchen. Dazu wählt man sich seinen Lieblingstee aus einer umfangreichen Teekarte aus, serviert wird eine große Kanne, nach der man garantiert aufgewärmt in die Sightseeing-Tour starten kann. Meine Veggie-Quiche war sehr lecker, danach habe ich noch ein kleines Stück Kuchen mit frischen Nektarinen probiert, der ebenfalls köstlich war.

Kuchen bei Jasmin-Citronelle, Teesalon in Poitiers

Jasmin-Citronelle, 32 rue Gambetta 

Im Restaurant Les Archives solltet ihr vorab einen Tisch reservieren. Es ist eines der schickeren Lokale der Stadt und sehr beliebt! Das liegt einerseits am besonderen Ambiente, denn es handelt sich um eine alte gotische Kapelle – die Decke ist sehr hoch und gibt dem Restaurant ein besonderes Flair.

Les Archives Poitiers
Copyright: Les Archives

Doch auch die Speisekarte überzeugt. Für Vegetarier*Innen gibt es ein Menü mit Vorspeise, Hauptgericht und Dessert. Je nach Saison variieren die Gerichte, bei mir wurde ein Salat aus bunten Tomaten mit gehobeltem Ziegenkäse aus der Region als Vorspeise serviert. Das Hauptgericht bestand aus einem Kartoffel-Gratin und saisonalem Gemüse. Als süßen Abschluss bekam ich eine Zitronentarte mit Baiserhaube, die wirklich köstlich war. Einen Besuch im Les Archives kann ich euch also sehr empfehlen!

Vorspeise im Les Archives PoitiersHauptspeise im Les Archives Poitiers

 

Les Archives, 14 rue Edouard Grimaux

Wer das neue Szene-Lokal der Stadt besuchen möchte, muss sich zum Theater begeben. Auf der Terrasse des Le Rooftop habt ihr einen tollen Blick über Poitiers und könnt den Sonnenuntergang genießen. Draußen gibt es gemütliche Sessel und Couchen, drinnen eine große Bar und Tische direkt an der Glasfassade mit Blick auf die Stadt.

Le Rooftop, Poitiers

Ich habe als Vorspeise eine Erbsen-Minz-Suppe mit Parmesan-Crumble bestellt, die ich wirklich herausragend fand. Die Kombination ist nichts neues, aber einfach toll umgesetzt. Für Vegetarier gibt es kaum Optionen für den Hauptgang, deshalb habe ich mich für eine Pizza mit Ziegenkäse entschieden, die leider etwas fettig war aber sonst auch gut. Als Nachtisch gibt es zum Beispiel einen Grand Macaron, gefüllt mit Creme, oder ein Schokoladengebäck mit Mousse. Letzteres war ebenfalls sehr lecker! Wer nicht essen gehen will, kann auch einfach etwas von der Cocktail-Karte bestellen – ein paar analkoholische Variationen gibt es auch.

Le Rooftop, Poitiers

 

Erbsen-Minz-Suppe im Le Rooftop

Le Rooftop, 6 rue de la Marne

Kulinarische Highlights

Fast ein Drittel der Bewohner sind Studenten, dementsprechend gibt es auch viele Bars und Cafes in Poitiers. Neben dem verbrannten Käsekuchen sind da noch andere Köstlichkeiten, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Dazu gehören zum Beispiel der Broyé du Poitou und die Makronen von Montmorillon sowie Chardons und knusprige Nougatines (eine Art Krokant)… Ich durfte all diese Süßigkeiten bei Rannou Metivier probieren:

Spezialitäten bei Rannou Metivier
Rechts unten im Bild: Broyé, links davon die gefüllten Makronen, darüber die “normale” Makrone, blau: Chardone, orange: Nougatine

Meldet euch einfach für eine kleine Verkostung an, über dem Verkaufslokal gibt es die Möglichkeit die Spezialitäten mit einer Tasse Kaffee zu probieren. Den buttrigen Keks Broyé gibt es in verschiedenen Größen, entweder als normale Keksgröße oder groß wie ein Kuchenteller. Letzterer wird bevorzugt zum Kaffee serviert, wenn Freunde oder Familie zu Besuch sind. Da der Broyé zu hart ist, um ihn zu zerschneiden, wird er mit einem kräftigen Stoß in die Mitte “zertrümmert” – meine Stadtführerin Françoise erzählte mir, das wäre für die Kinder nicht nur ein kulinarisches Highlight sondern auch der größte Spaß, den Broye zu zerschlagen 😉

Die Makronen von Montmorillon darf man sich nicht wie die bekannten Macarons vorstellen – im Gegensatz dazu werden hier gröber bemahlene Mandeln verwendet. Sie haben mich ein bisschen an Bethmännchen erinnert mit ihrem marzipanartigen Geschmack. Es gibt sie je nach Jahreszeit auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen, zum Beispiel mit Zitrone, Walnuss oder Pistazie.

Rannou Metivier, 30 rue des Cordeliers 

Wenn ihr genug süßes Gebäck hattet und zur Abwechslung mal etwas deftiges essen wollt, schaut unbedingt in der Fromagerie Jeremie Chosson vorbei. Hier findet ihr die tollsten Käsesorten aus der Region und Jeremie kennt alle seine Lieferanten! Er kann euch genau erklären, was zu welcher Käsesorte passt und wird euch sicher auch ein Stückchen Chabichou oder einen anderen tollen Ziegenkäse probieren lassen. Bei einer Käse-Verkostung durfte ich milde bis kräftige Ziegenkäse probieren sowie meinen geliebten Tourteau Fromagé, der auch mit Ziegenkäse hergestellt wird.

Jeremie Chosson Fromagerie in Poitiers

Jeremie ist übrigens nicht nur ein Käse-Experte, er ist auch ein Künstler – für Hochzeiten macht er nämlich Hochzeitstorten aus Käse! Was für eine abgefahrene Idee, oder? Sollte ich jemals heiraten, brauche ich unbedingt so eine Käsetorte!

Käse-Hochzeitstorte von Jeremie Chosson Fromagerie in Poitiers
Copyright: Jeremie Chosson

Fromagerie Jeremie Chosson, 5 rue du Marché Notre-Dame

Wer auf Schokolade steht, sollte unbedingt der Chocolaterie Fink einen Besuch abstatten und das großartige Schaufenster bestaunen. Je nach Jahreszeit werden dort andere Kunstwerke aus Schokolade ausgestellt… Ein paar Pralinen kann man bei dieser Gelegenheit auch noch probieren 😉

Chocolaterie Fink, Poitiers

Fink Chocolaterie, 1B rue du Marché Notre Dame

Sightseeing & Shopping in Poitiers

Poitiers hat einige Sehenswürdigkeiten, die wirklich schön anzusehen sind und eine spannende Geschichte und/oder Architektur haben. Ein Must See ist natürlich das Rathaus – nachts ist es übrigens in bunten Farben beleuchtet und auch einen Abstecher wert…

Rathaus von Poitiers
Rathaus von Poitiers

Außerdem gibt es einige wichtige Kirchen, die man gesehen haben muss. Zum Beispiel St. Hilaire, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.. Oder die Kirche Notre-Dame la Grande – ich fand sie im Morgenlicht besonders schön anzusehen. Lasst euch alle Details zur Geschichte und Architektur dieses wichtigen Bauwerks von Stadtführer*Innen erzählen!

Kirche Notre-Dame-La-Grande Poitiers

 

Kirche Notre-Dame-La-Grande Poitiers

Fast noch beeindruckender fand ich die Kathedrale Saint-Pierre mit ihrem gotischen Baustil. Stundenlang könnte ich vor der riesigen Fassade stehen und mir all die winzigen Details ansehen. Ihr findet dort gruselige Dämonen, Affen, schreiende Menschen… Irre, was sich da an der Vorderseite der Kathedrale abspielt! 😉

Kathedrale Saint-Pierre in Poitiers

 

Kathedrale Saint-Pierre in Poitiers

Und wie bekomme ich jetzt die überleitung von geschichsträchtigem Sightseeing hin zu Shopping? Tja, da hat Poitiers auch etwas auf Lager.. und zwar findet ihr in einem Einkaufszentrum bei Zara die Ruinen einer ehemaligen Franziskanerkapelle. Ziemlich abgefahrenes Ambiente für ein Bekleidungsgeschäft, oder?

Zara in Poitiers

Weitere tolle Shoppingtipps für Poitiers:

  • Le Houblon (Craft Beer): 200 Grand’Rue
  • Mon Univers Papier (z.B. wunderschönes bedrucktes Papier aus Nepal): 184 Grand’Rue
  • Keramik von Fanny Laugier (sieht aus wie Papier, ist aber stabil und sogar spülmaschinenfest – beliefert zum Beispiel Troisgros mit Geschirr…), 151 Grand’Rue
  • François Frères (traditionelle Regenschirmhersteller): 137 Grand’ Rue
  • Der Shop neben der Tourist Info bietet jede Menge kulinarische Spezialitäten als Mitbringsel: 45 Place Charles de Gaulle

Übernachtet habe ich im Best Western Le Grand Hotel, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe. Beim Frühstück gab es wie anfangs erwähnt ein paar tolle Spezialitäten und das Zimmer war schön und sauber.

Best Western Le Grand, Poitiers

Ich hoffe ihr habt nun auch Lust bekommen, mal nach Poitiers zu reisen (oder Kekse zu zertrümmern?). Ich war wirklich positiv überrascht von dieser mir zuvor unbekannten Stadt und kann einen Besuch dort auf jeden Fall empfehlen. Und wehe, ihr bringt mir keinen Tourteau fromagé mit! 😉

*Mit diesem Beitrag nehme ich am #FrenchCityAward teil, den das französische Tourismusamt / Atout France ausgerufen hat. Ich bedanke mich für die Einladung zur Reise und die Organisation des Programms bei Atout France und dem Office de Tourisme de Poitiers.

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6 Kommentare

  • Antworten
    Sarah
    7. Oktober 2016 um 11:42

    Dieser Kuchen sieht verrückt aus. Eine (doofe?) Frage habe ich: isst man diese Kruste mit und wenn ja, schmeckt das anders als 'gewöhnlich' Verbranntes? In Hinblick auf die Acrylamid Belastung ist ein regelmäßiger Konsum sicherlich bedenklich 😀

    • Antworten
      Ela
      7. Oktober 2016 um 11:55

      Liebe Sarah, die Frage ist überhaupt nicht doof! Ich habe genau die gleiche gestellt 😉 Bei den industriell gefertigten Tourteaus sollte man sie nicht mitessen, bei den handwerklich hergestellten kann man sie theoretisch essen, ist aber eine Geschmacksfrage. Manche mögen das leicht bittere – es schmeckt schon anders als etwas aus der Pfanne angebranntes! Ich pule den weißen Kuchen runter und esse die Kruste nicht 😉 Die ist aber auch wirklich nur sehr dünn und der Kuchen löst sich perfekt davon ab. Wie bei einer Avocado oder so…
      Liebe Grüße,
      Ela

    • Antworten
      Sarah
      7. Oktober 2016 um 19:34

      Ist ja spannend – danke für die Antwort! =)

  • Antworten
    Mia
    9. Oktober 2016 um 11:19

    Verbrannter Käsekuchen? Das MUSS ich probieren! Mensch Ela, da hast du mir was in den Kopf gesetzt 😀 Also, dieses Ziel wird auf jeden Fall beim nächsten Frankreich-Trip eingeplant.
    Die liebsten Sonntagsgrüße zu dir, Mia

    • Antworten
      Ela
      9. Oktober 2016 um 11:35

      Liebe Mia, hihi das freut mich! Ist schon lustig, was es überall auf der Welt für Spezialitäten gibt, oder? Poitiers lohnt sich aber nicht nur wegen dem Käsekuchen 😉
      Liebe Grüße und einen feinen Sonntag,
      Ela

  • Antworten
    Unknown
    30. Oktober 2016 um 11:55

    Merci beaucoup ! J'étais heureux de vous rencontrer et de vous faire découvrir mes fromages ! 🙂

    Jérémie
    http://www.fromageriejeremiechosson.fr

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