Mirissa war eine der Stationen, die bereits zu Beginn unserer Reiseplanung feststand. Dort kann man nämlich im Frühjahr Blauwale beobachten. Als passionierte Walschützerin musste ich natürlich diese Gelegenheit ergreifen, wenn ich schon mal nach Sri Lanka reise.
Strand von Mirissa |
Wir haben im Bamboo Garden übernachtet. Dort gibt es ein paar Zimmer, die von einer Familie vermietet werden, die auf dem gleichen Grundstück wohnt. Vom Bamboo Garden waren es nur ein paar Hundert Meter zum Strand sowie zur Hauptstraße mit den Restaurants. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man besser nicht am Strand essen gehen sollte – die Gerichte dort sind sehr auf Touristen ausgelegt, es gibt ein eher westliches Angebot und die sri-lankesischen Gerichte dieser Restaurants, die wir probiert haben, waren leider nicht lecker und ziemlich überteuert.
Mirissas Strand ist vor allem am frühen Morgen wunderschön. Später wird es sehr voll – wir haben gemerkt, je weiter man nach Westen bzw. Richtung Colombo und Flughafen kommt, desto touristischer wird es. Das bedeutet: viele Deutsche, viele Russen, viele Chinesen und wenig Interesse an einheimischer Küche: Speisekarten mit Schnitzel, Pommes und Spagetthi sind eher die Norm als die Ausnahme… Mirissa ist also nicht gerade die kulinarische Hochburg Sri Lankas, ein paar Restaurant-Tipps habe ich trotzdem für euch:
- Tandoori Hut: Wie der Name schon sagt, gibt es hier indisches Essen und zwar auch viele Gerichte aus dem Tandoori-Ofen. Der qualmt leider die ganze Hütte voll, macht nicht den Fehler euch in die Nähe des Ofens zu setzen 😉 Das Essen ist trotzdem absolut großartig, wir waren gleich zweimal dort während unserer drei Tage in Mirissa. Im Laden werden auch Bio-Gewürze aus Sri Lanka verkauft (z.B. Zimtstangen), die ein tolles Mitbringsel sind.
- Coco Loco: Unser absolutes Lieblingslokal, eine kleine Ruheoase! Man kann dort Yogastunden nehmen oder einfach im Garten sitzen und entspannen. Zu essen gibt es neben Avocado-Toast vor allem die köstlichen Smoothie Bowls, serviert in Kokosnussschalen. Der Eiskaffee dort war einer der besten die ich je getrunken habe.
- Wood Space: die Karte und die Idee sind toll – leider liegt das offene Lokal direkt an der vielbefahrenen Hauptstraße. Wir sind deshalb nicht reingegangen, auch wenn es von außen super süß aussah und die Karte gut klang.
- Papa Mango: es gibt hervorragendes Frühstück (mit echtem Kaffee!) und leckere Snacks zu Mittag (z.B. Roti mit Dhal). Es liegt direkt am Strand, die Liegen kann man verwenden, wenn man im Lokal etwas bestellt.
Wie bereits erwähnt waren wir vor allem wegen dem Whale Watching hier. Zwei bis drei Nächte sind auf jeden Fall genug für Mirissa – wenn ihr einen tollen Strand sucht, fahrt weiter Richtung Osten (zum Beispiel nach Tangalle oder Dikwella). Dort ist es ruhiger, es sind weniger Pauschaltouristen unterwegs und die Essensqualität ist allgemein besser.
Whale Watching in Mirissa
Es gibt in Mirissa zwei empfehlenswerte Anbieter, die nachhaltige Wal- und Delfinbeobachtung anbieten: Mirissa Water Sports und Raja and the Whales. Beide haben Experten an Bord, die Hintergrundwissen zu den Arten liefern können, fahren nicht so nah an die Wale heran, nähern sich von schräg hinten statt frontal auf die Tiere zuzufahren und beachten viele weitere Punkte, die „Responsible Whale Watching“ ausmachen. Im Ratgeber von WDC findet ihr jede Menge Tipps und Infos, worauf ihr bei der Buchung eines Walbeobachtungsanbieters achten müsst und welche Kriterien wir Walschützer für sinnvoll halten. Speziell zu Sri Lanka gibt es auch detaillierte Infos, zum Beispiel welche Arten man dort sehen kann, wo in Sri Lanka überall Walbeobachtung möglich ist und in welchen Monaten man am meisten Chancen hat, Blauwale zu sehen.
Hafen von Mirissa am frühen Morgen |
Ich bin mit Mirissa Water Sports zum Whale Watching rausgefahren und berichte euch heute meine ehrliche Meinung über die Ausfahrt. Es geht sehr früh morgens los, bereits um 6 Uhr muss man im Büro im Hafen sein. Um halb 7 läuft man dann zum Boot. Da es zu Mittags sehr heiß wird, fahren fast alle Anbieter früh morgens los. Die meisten haben große, zweistöckige Boote für ca. 70 Personen, es gibt aber auch kleine Boote für 4 – 10 Personen, die man privat anmieten kann.
Ich persönlich fand es auf dem großen Boot sehr eng – alle Plätze waren besetzt, wir waren glaube ich um die 70 Personen auf dem Boot und der einzige Weg, wo man sich etwas bewegen konnte während der vier Stunden Ausfahrt war an der Reling. Wer in der Mitte sitzt, hat auch kaum Chancen schnell vorn an der Reling zu sein wenn Wale auftauchen und es gibt ein wahnsinniges Gedrängel, weil jeder Fotos machen möchte. An der Reling stehen bleiben darf man nicht, da das Boot recht schnell fährt und man sich nicht gut festhalten kann auf der stürmischen See. Man darf erst aufstehen, wenn die Crew Bescheid gibt und das Boot anhält – das ist aus Sicherheitsgründen sinnvoll, aber kein so schönes Erlebnis wie ich es auf anderen, kleineren Booten hatte. Diese ständigen “Platzkämpfe” an der Reling fand ich etwas anstrengend.
Es gab direkt nach dem Losfahren aus dem Hafen ein Frühstück aus Toast, Ei und Banane – woraufhin mir direkt mal kotzübel geworden ist. Der Geruch von aufgewärmtem, frittierten Omelettes und reifen Bananen hat mich fast eine Stunde lang begleitet und beides sind Gerüche, die ich persönlich überhaupt nicht abkann – weder an Land, noch auf einem schaukeligen Boot auf stürmischer See… Dementsprechend bin ich relativ schnell seekrank geworden und es ging mir vier Stunden lang ziemlich mies. Praktisch, dass es genau eine einzige Toilette für 70 Personen gibt, die natürlich durchgehend besetzt war, weil ich nicht die einzige Person war, der übel geworden ist. Seekrank kann übrigens jeder werden, auch erfahrene Kapitäne die schon seit 20 Jahren jeden Tag aufs Meer rausfahren.
Ostpazifischer Delfin vor Mirissa |
Trotzdem habe ich mich aufgerafft, als Ostpazifische Delfine gesichtet wurden. Obwohl die Delfine so flink sind, konnte ich sogar ein paar Bilder von ihnen machen. Ihr hellgrauer Streifen an der Seite ist charakteristisch für diese Art. Außerdem sind sie recht klein, ihr Maximalgewicht sind 82 Kilo und sie werden höchstens 2,35 Meter lang. Wenn man bedenkt, dass Große Tümmler (also die Art, zu der auch „Flipper“ gehört) bis zu 650 kg wiegen und maximal 3,80 Meter lang werden können… 😉
Ostpazifische Delfine sind wie die meisten ihrer Artgenossen vor allem durch Beifang bedroht – wenn sie sich in Fischernetzen verheddern, können sie sich schwere Verletzungen zuziehen oder sogar ersticken, weil sie zum Atmen an die Oberfläche müssen. Meeresverschmutzung, Unterwasserlärm, Schiffsverkehr, Störung durch Walbeobachtungsboote – all das kommt noch dazu. Und diese Gefahren bedrohen auch Blauwale!
Das größte Tier unseres Planeten – ein Blauwal kann über 30 Meter lang werden. Dementsprechend ist er auch eher etwas langsamer unterwegs als Delfine. Er kann aber auch Geschwindigkeiten von 30 km/h erreichen. Trotzdem: Schiffskollisionen sind ein großes Problem. So viel Masse muss erstmal umgelenkt werden, wenn ein schnelles Boot oder ein großes Schiff in seine Nähe kommt! Ich war deshalb ziemlich entsetzt, wie nah manche Walbeobachtungsboote an die Wale fahren. Auf diesem Foto sehrt ihr es ganz gut. Der Teil des Blauwals, den man an der Oberfläche sieht, ist ja nur ein Bruchteil seines Körpers. Das meiste ist unter Wasser – und das Boot viel zu nah dran!
Generell ist mir aufgefallen: es sind zu viele Boote unterwegs. Sobald ein Wal gesichtet wird, fahren alle drauf zu – und kreisen die Wale regelrecht ein. Zwischendrin tummeln sich Fischerboote mit Netzen. In der Entfernung sieht man gigantische Frachtschiffe. Alles in allem nicht gerade der beste Ort für eine Walart, von der es nur noch 10.000 – 25.000 Tiere gibt.. So viele Gefahren auf engstem Raum!
Boote – Walbeobachtung in Mirissa |
Mir hat also nicht nur meine Seekrankheit Kopfweh bereitet, sondern auch die Situation der Blauwale vor Sri Lanka. Sie leben dort nicht dauerhaft sondern sind auf der Durchreise, aber trotzdem wäre es wünschenswert, dass sich an der Situation vor Ort etwas verändert. Ein effektives Schutzgebiet oder gesetzliche Regelungen wie viele Boote sich Walen nähern dürfen und wie (zum Beispiel nicht frontal auf das Tier zurasen). Diese Regelungen müssten aber auch überprüft werden. In den letzten Jahren seit Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 ist der Tourismus in Sri Lanka explodiert – und die Walbeobachtungsanbieter sind mehr und mehr geworden.
Meine Kollegin Vanessa aus unserem englischen WDC-Büro war bereits mehrmals in Sri Lanka und hat dort Workshops mit Walbeobachtungsanbietern veranstaltet, wo sie als Expertin Trainings zum Thema verantwortungsvolle Walbeobachtung durchgeführt hat (Project BLUEprint). Für uns als NGO ist das natürlich wahnsinnig kostspielig und aufwendig – ich hoffe jedoch, dass wir es mit Hilfe von Spenden weiterführen können (wer unsere Projekte unterstützen möchte, kann das hier tun). Die Situation in Sri Lanka wird von Jahr zu Jahr kritischer, weil noch mehr Touristen kommen und Wale sehen wollen. Der Bedarf für weitere Workshops wäre also da – um auch die neuen Anbieter zu schulen, die es beim letzten Workshop noch gar nicht gab.
Ein Blauwal taucht ab |
Ihr seht, mir liegt das Thema Walschutz sehr am Herzen und ich bin mit einem zwiespältigen Gefühl von meiner Walbeobachtungstour zurück gekehrt. Positiv war jedoch, dass bei Mirissa Water Sports eine Biologin aus Hawaii mitfahren darf, die momentan wichtige Forschung vor Sri Lanka betreibt. Es gibt also durchaus Anbieter, die sich das Thema zu Herzen nehmen, einen wissenschaftlichen Beitrag leisten wollen und sich verantwortungsbewusster verhalten als andere.
Das Dilemma ist natürlich trotzdem da: Wale beobachten mit einem nachhaltigen Anbieter oder ganz darauf verzichten? Meine persönliche Sichtweise dazu wäre, dass ich als Tourist nächstes Mal versuchen würde, an einem anderen Ort in Sri Lanka Whale Watching zu machen – nicht mehr unbedingt in Mirissa. Diese Stadt ist so überlaufen und alle fahren zu den gleichen Stellen, um Wale zu beobachten. Es gibt noch zwei weitere Whale Watching Hotspots auf Sri Lanka, die noch nicht so touristisch sind – vielleicht wäre das eine Alternative.
Mirissa hat mich also allen in allem nicht hundertprozentig überzeugt. Der Strand ist schön, aber nur morgens wenn er menschenleer ist. Es gibt gutes Essen, aber leider sehr viel mehr schlechte Restaurants als gute. Man kann nachhaltige Walbeobachtung machen, aber die anderen tun es wahrscheinlich nicht und fahren zu nah ran. Wenn man Mirissa besucht, sollte man also besonders auf die eigenen Entscheidungen Acht geben, um diesen eigentlich schönen Ort durch Tourismus nicht weiter zu zerstören.
4 Comments
adventuresofamunicorn
14. Juni 2017 at 14:40Vielen Dank für deinen offenen und ehrlichen Bericht. Ich habe ja nicht so viel Wissen wie du, was das Thema angeht und in Sri Lanka daher gar nicht Whalte Watching oder Safaris gebucht. Wenn man nachhaltige Anbieter findet, finde ich es aber gut – mit Bedacht und wie du sagt, bestimmt besser an anderen, nicht so überlaufenen Orten. Die Bilder, die du gemacht hast, sind dir aber toll gelungen – diese majestätischen Tiere sind einfach beeindruckend.
Ela
16. Juni 2017 at 11:02Liebe Thea, danke dir für deinen Kommentar und das Kompliment – ich bin auch erstaunt gewesen, dass überhaupt das ein oder andere brauchbare Bild dabei war. Ich muss aber sagen, dass kräftig in Photoshop nachbearbeitet wurde 😉 Der Horizont war teilweise so schief, dass man gar nicht mehr wirklich wusste wo oben und unten war.. Auf einem schaukeligen Boot Fotos machen ist nicht ganz einfach!
Ich lerne auch immer noch bei jeder Reise dazu in Sachen Whale Watching. Je öfter man das macht und Erfahrungen sammelt, desto besser kann man die Situation einschätzen. Ich staune aber immer über den Erfahrungsschatz meiner Kolleg*Innen 🙂
Liebe Grüße,
Ela
Jenni
20. Juni 2017 at 6:15Liebe Ela,
ich bin sehr beeindruckt von dem, was du immer wieder auf Reisen erlebst und freue mich, das hier lesen und sehen zu können. 🙂
Dass du an das Whale-Watching so reflektiert herangehst und genau beobachtet hast, unter welchen Bedingungen das stattfindet, gefällt mir sehr gut – allerdings kann man als jemand, der oder die in einem speziellen Gebiet noch nicht war, ja auch nicht einschätzen, wie das Beobachten der Wale/Delphine vonstatten geht. Von daher finde ich zum einen, dass du dir selbst absolut nichts vorzuwerfen hast und zum anderen, dass solche Berichte wie dieser hier sehr wertvoll für andere potenzielle Reisende sind. Ich für meinen Teil lerne immer wieder dazu hier und merke mir, wo ich definitiv nicht zum Whale Wachting gehen werde. 🙂
Liebe Grüße
Jenni
Ela
20. Juni 2017 at 7:21Liebe Jenni, vielen Dank für deinen Kommentar! Berufsbedingt bin ich natürlich besonders kritisch in Sachen Tierbeobachtung.. Ich hatte mich vorab auch bei Kolleg*Innen informiert und sogar wissenschaftliche Artikel gelesen zur Situation in Mirissa. Ich wusste also schon mehr oder weniger, dass die Situation dort nicht die allerbeste ist (deshalb hat WDC ja auch die Workshops gegeben, um dem entgegen zu wirken). Der Anbieter mit dem ich rausgefahren bin, war aber wirklich vorbildlich im Vergleich zu den meisten anderen. Trotzdem denke ich, dass man diese wunderbaren Tiere dann vielleicht doch besser wo anders beobachtet. Ich hoffe, wie du schon sagst, dass der Bericht anderen bei der Entscheidungsfindung hilft!
Liebe Grüße,
Ela