Aber ganz von vorn: gestartet sind wir in Kinarut mit einem Minibus in Richtung Kota Kinabalu, von wo aus wir wiederum einen Minibus zum Long-Distance Bus Terminal nehmen mussten. Diese Aktion hat uns in etwa 2 Stunden für 20 km gekostet. Natürlich kamen wir somit erst gegen 10 Uhr morgens am Bus Terminal an. Da das Busterminal etwas unübersichtlich ist, haben wir erstmal diverse Leute gefragt, wo denn der Bus nach Kudat abfahren würde. Eine Frau meinte zu uns, wir sollten hier an dieser Stelle warten. Andere nickten. Also Gepäck abgelegt, gewartet. Irgendwann fuhr besagte Frau in ihrem Jeep davon. Nach ca. 10 Minuten kam mir die Situation merkwürdig vor, denn keine andere Person wartete an dieser Stelle. Wir nahmen also unsere Rucksäcke und liefen weiter, nur um anschließend festzustellen, dass wegen dem bevorstehenden Hari Raya (Abschlussfest des Ramadans) nur noch einmal täglich Busse fahren und zwar immer um halb 10 morgens. Da hätten wir also noch lang warten können ;)Natürlich wurde diese Situation von eifrigen Geschäftsleuten ausgenutzt (immerhin will an Hari Raya jeder nach Hause, so wie bei uns an Weihnachten), weshalb es Angebote von Fahrern gab, welche die Strecke in ihren Privatjeeps fahren – aber selbstverständlich das dreifache des Buspreises kosteten. Der Kofferraum war so winzig, dass darin kaum unsere zwei Backpackerrucksäcke Platz fanden, geschweige denn das Gepäck von weiteren Mitfahrern – trotzdem wurde das Taxi natürlich bis zum Anschlag vollgestopft, darunter ein chinesisches Studentenpärchen und zwei ältere Männer. Die bereits nach 5 Minuten unerträglich unbequeme Fahrt begann. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich 184 cm groß bin? Und somit denkbar ungeeignet für asiatische Privat-Jeep-Fahrten?
Nach einer halben Stunde konnte ich meine Beine nicht mehr spüren, wir waren aber noch nicht mal auf der Schnellstraße. Im Gegenteil, unser Fahrer fuhr in irgendwelchen Wohnvierteln herum, bis er schließlich vor einem Haus anhielt, vor dem eine Frau mit 2 Koffern wartete, die größer waren als sie selbst. Ich übertreibe diesmal wirklich nicht, aber die Frau konnte die Koffer kaum vorwärts rollen. Unser Jeepfahrer begann zu überlegen, wie er wohl die Frau samt Koffern noch im Auto unterbringen könnte. Selbst die anderen Mitfahrer wurden inzwischen nervös beim Anblick der Gepäckmassen… Letztendlich wurden die beiden Koffer mit ein paar Seilen oben auf dem Jeep festgeschnürt und die Frau auf den Beifahrersitz befördert, wo sie die folgenden Stunden lang vom Fahrer zugequatscht wurde (was sie allerdings nicht zu stören schien).
Die Fahrt ging also nun endlich los. Dachte ich zumindest. Nach 10 Minuten hielten wir erstmal einer Tankstelle, wo der Fahrer sich mit Chips und Getränken eindeckte. Die nächsten Stunden verbrachte ich eingequetscht auf der Rücksitzbank mit meinem MP3 Player, wobei ich mir bei jedem Schlagloch den Kopf an der Decke anstieß und noch dazu halb auf der Metallerhöhung vom Reifen sitzen musste, die in die Sitzbank hineinragte… Als wir dann nach ca. 2 Stunden die nächste Pause einlegten, musste mich mein Freund praktisch kopfüber aus dem Auto ziehen, da meine Beine taub waren und ich ja ganz hinten eingequetscht zwischen Gepäck und Autoverkleidung war.
Recht wackelig auf den Beinen taumelte ich in Richtung Toilette, überlegte es mir dann aber beim Anblick der heruntergekommenen Holzhütte, die zuvor unser schwergewichtiger chinesischer Jeepfahrer besucht hatte, anders. Einige Männer vor dem Shop, in dem Chips und Getränke verkauft wurden (scheinbar die üblichen Reise-Snacks auf Borneo), fanden meinen Anblick wohl relativ amüsant (viel zu groß, blond und noch dazu mit tauben Beinen). Ich flehte anschließend das chinesische Pärchen an, mit mir und meinem Freund Plätze zu tauschen, damit ich auf die Mittelsitzbank ausweichen konnte. Chips-futternd und lachend teilen sie mir mit, dass sie sich sowieso schon die ganze Zeit gewundert hätten, wie ich da hinten rein passte.
Der Rest der insgesamt 5stündigen Fahrt verlief daraufhin etwas angenehmer, auch wenn die Straße zwischenzeitlich nur noch aus Erde und Schlaglöchern bestand, denen der Fahrer in halsbrecherischen Manövern auswich. Habe ich schon mal erwähnt, dass Müll bei Autoreisen grundsätzlich aus dem Fenster geworfen wird? Der Anblick des Regenwaldes neben der Straße war also relativ deprimierend. Nach und nach wurden alle Mitfahrer bis vor die Haustür gefahren, bis nur noch wir übrig waren. Wir äußerten unseren Wunsch, beim Hafen abgesetzt zu werden und grummelnd stimmte der Jeepfahrer zu.
Selten in meinem Leben habe ich eine derart stinkende Stadt erlebt wie Kudat. Was womöglich daran liegen mag, dass jeglicher Müll direkt ins Meer gekippt wird. Die zwei Fährschiffe am Hafen waren umgeben von einer schwimmenden Müllhalde. Müde und völlig ausgebrannt steuerten wir trotzdem den Anlegesteg an, um den Abfahrtstermin der nächsten Fähre nach Banggi Island in Erfahrung zu bringen.
Diejenigen, die meine alten Berichte schon gelesen haben, werden vermutlich in der Lage sein, zu erraten, was als nächstes passierte. Wegen Hari Raya fährt die Fähre nur noch zweimal am Tag nach Banggi. Und die letzte Fähre ist für heute ausgebucht. Wir sollen es vielleicht morgen früh nochmal versuchen.
Also Gepäck geschultert und auf die Suche nach einem Hotel gemacht. Unser Reiseführer gab nicht besonders viele Infos her, das schönste Hotel der Stadt (Hotel Ria) war natürlich leider ausgebucht, weshalb wir im The Upper Deck eingecheckt haben. Mit 80 RM pro Nacht nicht ganz billig (ca. 20 Euro). Dafür eigenes Bad und sauber, was ja für uns zu diesem Zeitpunkt ein unglaublicher Luxus war. Der Blick aus unserem Hotelfenster:
Wir sind anschließend ein bisschen durch Kudat gelaufen und haben uns die Stadt angesehen (Fazit: nicht sehenswert):
Auf der Suche nach etwas essbarem wurden wir mal wieder in Sachen Fried Noodles, die nach gar nichts schmecken, fündig. Der gigantische Supermarkt neben unserem Hotel war wohl noch die größte Attraktion, und wir deckten uns mit reichlich Wasser und Keksen ein (was sich am nächsten Tag als überlebensnotwendig herausstellen sollte). Nach einer ausgiebigen Dusche in unserem Luxushotelzimmer wanderten wir weiter durch die Stadt auf der Suche nach Abendessen, allerdings hatte wegen Ramadan nahezu alles geschlossen. Ein Lokal war geöffnet und bot ein riesiges Buffet. Allerdings sprach man dort nicht wirklich Englisch, was mir statt vegetarischem Essen Bohnen mit Hühnchenstücken sowie einige andere fleischhaltige Gerichte einbrachte. Es blieb dann also für mich bei weißem Reis.
Zumindest der Sonnenuntergang war hübsch anzusehen:
Wir gingen früh zu Bett, denn wir wollten unbedingt am nächsten Tag pünktlich am Hafen sein. Unser Gepäck ließen wir erstmal im Hotel, denn der Hafen war eng und voll. Da wir 2 Stunden vor Abfahrt dort waren und unser Hotel nur 500 m entfernt, erschien uns dieser Plan plausibel. Nach ca. 30 Minuten warten erschien ein älterer Herr mit Klapptischchen, um den sich sofort alle wie die Geier scharrten. Jegliche Anstell-Reihenfolge war vergessen und die Leute begannen damit, ihre Ausweise auf den Tisch zu schmeissen. Der alte Herr nahm seelenruhig einen nach dem anderen, schrieb händisch die Personausweisnummer, den Namen und den Sitzplatz auf einen Zettel und kassierte.
Natürlich hatten wir unsere Ausweise im Hotel vergessen.
Geistesgegenwärtig schmiss mein Freund seine Bankkarte auf den Tisch und besetzt unseren Platz in der “Reihe” um den Tisch, während ich ins Hotel raste, um die Pässe zu holen. Völlig abgehetzt erschien ich am Anlegesteg. Allerdings waren bereits so viele Ausweise auf dem Tisch, dass die Plätze knapp wurden. Zwischendrin drängelten sich immer wieder Leute vor, bis wir schließlich vor Wut und Verzweiflung kurz vorm Durchdrehen waren, was auch die herumstehenden Leute langsam bemerkten. Einige Männer begannen netterweise damit, die Ausweise in der Reihe des Erscheinens zu sortieren, was zu großem Geschrei bei den Vordränglern führte, uns aber ganz knapp einen Platz im Boot sicherte.
Die ergatterten Tickets hielten wir wie zwei Goldbarren in der Hand! Wir gingen erstmal ins Hotel Ria zum Frühstück (sehr empfehlenswert! Es gab allerlei Kuchen, Pasteten, Croissants etc…) und holten anschließend unser Gepäck. Wir verbrachten weitere 2 Stunden am Hafen, bis schließlich unsere Fähre mit dem schönen Namen “Banggi Express” eintraf:
Es dauert noch eine ganze Weile, bis die Passagiere samt Gepäck aus- und die neuen eingestiegen waren, aber dann ging es endlich los! Samt malaysischer Metal-Live-Konzert-DVD die nonstop während der gesamten Fahrt in voller Lautstärke gespielt wurde sowie unserem Sitznachbarn, der 2 schreiene und tretende Kinder und 6 riesige Plastiktüten voll Gemüse auf dem Schoss (bzw. zeitweise eher auf uns) hatte. Glückerlichweise konnten wir dann auf Banggi Island ein bisschen ausspannen, bevor die stressige Rückreise begann.
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