Da steht er vor mir, der berühmte Elefant aus Holz und Eisen, Le Grand Elephant! Noch unbeweglich, denn sein großer Auftritt beginnt erst in einer Stunde. Dann wird er sich in Bewegung setzen, Menschen auf seinem Rücken tragend in Richtung des Karussells der Unterwasserwelten marschieren. Majestätisch sieht er aus, wie er da in der riesigen Halle steht, mit Kratzern und Falten in der Haut aus Holz und den riesigen Stoßzähnen.
Der “Grand Elephant” in der Halle, Les Machines de l’île |
Es war im März, als mir meine Freundin Manon erzählte, dass es in Nantes Maschinen gibt, die aussehen wie Tiere – und sich auch so bewegen. Geplant, gebaut und gesteuert werden sie aber von Menschen, die den Metallkonstruktionen das Leben einhauchen. Eine verrückte Vorstelllung – das musste ich mit eigenen Augen sehen, um es zu verstehen. Als sich mir dann die Gelegenheit bot, nach Nantes zu reisen, habe ich keine Sekunde gezögert.
Les machines de l’île, so nennen sich die seltsamen Wesen, die auf dem Gelände der ehemaligen Schiffswerft zu bestaunen sind. Ein Kunstprojekt, das laut François Delarozière und Pierre Orefice dem Geburtsort von Jules Vernes, dem mechanischen Universum von Leonardo da Vinci und der industriellen Vergangenheit von Nantes ein Denkmal setzen soll. Ein sehr ungewöhnliches Denkmal, wohlgemerkt! Denn diese Maschinen erwachsen regelmäßig zum Leben.
Betritt man die Industriehalle, sieht man eine gigantische Spinne, die in einem Loch auf dem Betonboden sitzt. Ihre roten Augen starren dich an, noch bewegt sie sich aber nicht. Dafür benötigt sie mehrere Mitarbeiter*Innen, die mit Hebeln und Knöpfen dafür sorgen, dass die schwarze Spinne sich in die Höhe ziehen lässt, ihre langen Beine in alle Richtungen ausstreckt und sogar eine Art Spinnfaden sprüht, der aus einem starken Wasserstrahl besteht. Die Augen von Groß und Klein leuchten gleichermaßen bei diesem merkwürdigen Spektakel, das man im ersten Moment kaum zu erfassen mag.
Auch einen Kranich, eine Ameise und eine Raupe kann man dort bestaunen. Im Treibhaus nebenan sitzen mechanische Grashüpfer und andere Insekten zwischen Dschungelpflanzen. Weiter geht es in die Konstruktionshalle, wo man von einer Galerie aus gucken darf, welche Maschinen als nächstes die Insel bevölkern werden (gerade wird ein gigantischer Mintaurus gebaut!). Man sieht, hinter diesen Konstruktionen steckt viel Planungsarbeit und handwerkliches Geschick. Es sind keine Statuen, sie sollen sich bewegen als wären sie lebendig.
Über einen großen Baum aus Metall, der zahlreiche Pflanzen trägt und somit eine verrückte Mischung aus Maschine und Pflanze ist, geht man wieder nach draußen. Er ist der Prototyp eines gigantischen Baumes, der von kleineren Maschinen bevölkert und eine Art begehbarer Park werden soll.
Doch nun ist es endlich so weit – der zwölf Meter hohe Elefant setzt sich in Bewegung und tritt aus dem Tor. Er dreht den Kopf, schlackert mit der Ohren, blinzelt und sprüht Wasser aus seinem Rüssel. Das beeindruckende Wesen trägt auf seinem Rücken ein kleines Holzhaus, in dem bis zu 45 Besucher*Innen Richtung Karussell der Unterwasserwelten transportiert werden.
Der Elefant von Nantes setzt sich in Bewegung! |
Elefant und Karussel der Unterwasserwelten |
Dort verlässt man den Elefantenrücken wieder, um sogleich eine der verrückten Kreaturen im Karussell zu besetzen. Drei Ebenen umfasst es und verschiedenste Arten von Meeresbewohnern wie Seepferdchen, Fischen mit langen Zähnen und Schildkröten. Staunend wandert man von Ebene zu Ebene, kann sich nicht entscheiden, welches der hüpfenden und schaukelnden Gefährte man für eine Runde auf dem Karussel auswählen soll. Es ist eine surreale Welt, von der man die Augen nicht lassen kann.
Man sitzt im Inneren eines Fisches, eines Hummers, auf dem Rücken eines Seepferdchens und minutenlang ist man gefangen im Inneren dieser gigantischen Maschine, dieses verrückten Karussells. Ein besonderes Erlebnis, das man so schnell nicht wieder vergessen wird.
Einen letzten Blick auf den Elefant werfe ich noch, bevor ich das Gelände langsam verlasse. Mit vielen Eindrücken im Kopf, die ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hättein Worte fassen können. Es ist eine besondere Attraktion, die einen nicht nur in das Staunen der Kindheit zurückversetzt sondern auch nachdenklich stimmt. Ein Zoo, für den keine Tiere gequält und eingesperrt werden müssen, in dem man aber berühren, anfassen, spielen darf. Was für eine schöne Idee, oder?
Mit diesem Beitrag nehme ich am #FrenchCityAward
teil, den das französische Tourismusamt / Atout France ausgerufen hat.
Ich bedanke mich für die Einladung zur Reise und die Organisation des
Programms bei Atout France und Les Voyages à Nantes.
4 Kommentare
Sabrina
23. Oktober 2016 um 13:42Wow, das klingt nach einem spannenden Ort! Die Tiere sind ja echt abgefahren und auch ein bisschen spooky – habe von ihnen vorher auch noch nie gehört oder sie gesehen. Danke fürs Mitnehmen und Vorstellen! 🙂
LG
Sabrina
Ela
24. Oktober 2016 um 7:17Liebe Sabrina, danke dir, freut mich, dass dir der Beitrag gefällt! Es ist schon durchaus ein bisschen gruselig und surreal, aber glaube das macht gerade die Faszination aus. Echt ein toller Ort, kann euch sehr ans Herz legen, mal nach Nantes zu reisen! Lohnt sich auch wegen dem leckeren Salzkaramell und Salzbutter 😉
Liebe Grüße,
Ela
Laura Schneider
30. November 2016 um 10:37Oh wow! Soeben ist meine Bucket List wieder ein bisschen länger geworden. Die Les machines de l'öle sehen ja wirklich unglaublich aus. Vielen Dank für den Tipp! Das muss ich mir unbedingt einmal selbst angucken.
LG Laura
Ela
30. November 2016 um 10:40Liebe Laura, danke dir 🙂 Freut mich, dass dir die machines genauso gut gefallen wie mir! Seit ich das erste Mal davon gehört hatte, wollte ich sie unbedingt sehen. Echt faszinierend, eine Reise dorthin lohnt sich..
Liebe Grüße,
Ela